Sonntag, 19. Februar 2023

"Ich weiß nicht ob ich das jetzt schaffe!"

 In der vergangenen Woche hatte ich einen Beratungstermin mit einer Frau, Mitte 30, die ihren Arzt auf eine Ernährungsberatung angesprochen hat, weil sie sich nicht mehr wohlfühlte mit ihrem Gewicht.

Zu Beginn habe ich die übliche Anamnese gemacht, also Erkrankungen abgefragt, falls welche Vorliegen.
Ich frage auch immer nach, seit wann und warum das Thema Gewicht ein Problem darstellt.

Bei dieser Frau sprudelte es dann nur so. Sie ist Mutter von drei Kindern im Alter von 2-10 Jahren.
Sie schmeißt den Haushalt.
Dann kam der Satz:"Und abends sieht es dann wieder aus als wenn eine Bombe eingeschlagen hat."
Wir haben über Anspüche an sich selbst gesprochen. Ja, sie wollte es ordentlich haben, fühlte sich in ihrer Arbeit als Hausfrau nicht anerkannt.

Natürlich haben wir auch über das Abnehmen gesprochen. Mir ist es immer wichtig herauszufinden ob es schon einmal eine Situation im Leben gab, wo es mit dem Abnehmen geklappt hat und wie sich das angefühlt hat.

Bei dieser Frau gab es im vergangenen Jahr nach dem Ramadan solch ein Hochgefühl. Sie hatte 4 Kilo abgenommen, hatte überhaupt nicht das Gefühl Süßigkeiten zu brauchen (das hat sie im Moment) und sie war auch immer satt. Ihre Freundinnen haben ihr auch gesagt, dass man sehen könne, dass sie abgenommen hat.

Ich habe nachgefragt, wie sie sich gefühlt hat. Da ging ein Strahlen über das Gesicht. Sie war stolz und glücklich.

Kurz danach veränderte sich die Mimik, die Augen wurden feucht und sie sagte:"Ich weiß nicht, ob ich das jetzt schaffe."

Sie hat es schon geschafft. Wir haben jetzt abgesprochen, dass sie zuerst einmal in die Eigenbeobachtung geht. Wann esse ich was und warum? Das jetzt nur als Beispiel.
Sie vergisst über Tag auch das Trinken und wenn, dann greift sie gerne zu Cola. 

Im März beginnt in diesem Jahr der Ramadan und den möchte ich gemeinsam mit ihr nutzen um dieses Glücksgefühl wieder nach vorne zu holen. Um quasi den Reset-Knopf zu drücken um in die Ernährungsumstellung zu kommen. Die Strategie aus dem vergangenen Jahr müssen wir etwas verändern. 

Ich bin total gespannt wie die gemeinsam erarbeitete Strategie funktionieren wird.Ansonsten müssen wir anpassen. 

Körpersprache und Mimik haben sich auch wieder verändert. Die Mundwinkel waren wieder oben und sie saß wieder gerade vor mir.
Anscheinend erschien der Berg zwischendurch zu hoch und sie fühlte sich dafür zu schwach. Ihre Ansprüche an sich selbst waren einfach zu groß, deshalb habe ich die Ziele anders formulieren lassen. So, dass sie erreichbar sind. 

Ich bin gespannt. Einen schönen Sonntag für Euch.



Bild von Tumisu auf Pixabay