Sonntag, 23. Juli 2023

gelesen: "77 Tipps für einen gesunden Darm"

Unser Superorgan stärken und schützen. Krankheiten wie Morbus crohn,Neurodermitis,Depressionen und Alzheimer vorbeugen und heilen.

 von Dr. med. Ulrich Strunz; erschienen im Heyne-Verlag; ISBN:978-3-453-60632-6; Preis: 13,00€

Der Darm, eines meiner Lieblingsorgane , weil ich in der Beratung zu diesem Thema gemeinsam mit meinen Patient*innen viel erreichen kann. Deshalb war ich neugierig auf diese 77 Tipps.

Ich habe versucht, die Laienbrille aufzusetzen und das Buch damit zu lesen, allerdings ist mir das nicht wirklich gelungen.

Fangen wir einfach mal an und zwar mit Erbsenzählerei. Was ist ein Tipp? Laut Duden "nützlicher Hinweis, guter Rat, der jemandem bei etwas hilft; Fingerzeig, Wink"

Ich finde viele Erklärungen, z.B. welche Konsistenz der stuhl haben sollte. Das würde ich nicht unter "Tipp" verorten. 
Natürlich schaue ich mit besonderem Interesse auf die Ernährungstipps. Warum No-Carb, Low Carb oder Paleo-Diät? Mir erschließt sich das nicht als Allgemeinempfehlung.

Hinweise auf Vitamine und Mineralstoffe. Gut, die brauchen wir in gewisser Menge. Wenn jemand mit einem Darmproblem diese Empfehlungen liest, dann wird er den Hinweis ausblenden, die Spiegel im Blut bestimmen zu lassen und sich direkt auf den Weg in den Drogeriemarkt, bstenfalss in die Apotheke machen.
Tipp 40 steht unter dem Motto: "Colitis ulcerosa heilen"
Die Colitis ulcerosa ist eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung. Chronisch heißt dauerhaft. Da von Heilung zu sprechen finde ich sportlich. Ich würde mich das nicht trauen.
Was ich an diesem Buch als positiv empfinde ist, dass dem Leser/der Leserin aufgezeigt wird, was wird da für ein tolles Organ in unserem Körper haben, das gepflegt werden möchte und muss.
Bei einigen "Tipps" habe ich dann eher Sorge, dass ohne fachliche Begleitung etwas umgesetzt wird, was in diesem individuellen Fall nicht förderlich ist. 

Ich stelle den Link für eine Leseprobe ein. Wie immer: Das Buch wurde mir kostenfrei zur Verfügung gestellt was keinerlei Einfluss auf meine (subjektive) Meinung hat.




 

Samstag, 15. Juli 2023

"Aspartam als vermutlich krebserregend eingestuft"

 Ich kann mich daran erinnern, dass dies vor einigen zig Jahren auch schon einmal ein großes Thema war. Was ist da jetzt dran und wie muss ich es einordnen?
Süßstoffe werden gerne von Menschen genutzt, die Gewicht reduzieren möchten und Süßstoffe stehen ja aufgrund der Tatsache schon in der Kritik, da sie auch das Mikrobiom negativ beeinflussen, wobei dies wohl für Aspartam nicht gilt.
Als ich auf Twitter vorbeigeschaut habe konnte ich direkt mehrere Tweets von Professor Martin Smollich finden, die dann doch etwas Entspannung in die Thematik bringen.
Professor Smollich ist Leiter der Arbeitsgruppe Pharmakonutrition am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck. Ich habe bei ihm zwei Pharmakologieseminare besucht. 

Die Einordnung „vermutlich krebserregend"  geschah durch die internationale Krebsforschungsagentur IARCWHO.
Diese Organisation stuft Stoffe/Substanzen danach ein wie gut die Datenlage in Bezug auf eine krebsauslösende Wirkung ist.

Danach gibt es drei Hauptkategorien und eine Sammelkategorie.

Klasse 1: krebserregend (starke Evidenz)
Klasse 2A: wahrscheinlich krebserregend (moderate Evidenz)  
Klasse 2B: möglicherweise krebserregend (Evidenz fast ausschließlich aus Tierversuchen)
Klasse 3: nicht beurteilbar/keine Daten

Laut Professor Smollich befindet sich Aspartam in der gleichen Klasse (2B) wie Aloe vera, Kaffeesäure (in Kaffee) und Safrol/Estragol/Isoeugenol (natürliche Bestandteile von Basilikum, Zimt, Anis, Pfeffer usw.).
Hier könnte Ihr Euch eine englischsprachige (nutzt die Filtermöglichkeiten) Liste durchschauen. Auf dem Twitter-Account gibt es eine deutschsprachige Grafik, die ich aber aus Urheberrechten nicht veröffentliche.

Wenn ich mir diese Liste durchschaue, dann müsste ich viel eher auf z.B. verarbeitetes Fleisch oder Sonneneinstrahlung verzichten.
Wie schaut es aus mit Pfeffer, Zimt, Kaffee? Allein schon bei diesen Stoffen dürfte deutlich werden, dass es sich schon um große Mengen handeln muss, die Krebs auslösen können.
Wie die Klassifizierung auch zeigt, gibt es nur eine Datenlage aus Tierversuchen.

Laut EFSA liegt wie die Empfehlung für die täglich empfohlene Menge für Aspartam bei 40 mg/kg Körpergewicht/Tag.

 Zitat von Prof. Smollich auf Twitter:
„Cola Zero hat einen Aspartam-Gehalt von 130 mg/l. Das heißt: Ein Mensch mit 70 kg Körpergewicht müsste täglich (!) 21 Liter (!) Cola Zero trinken, um den gerade noch als unbedenklich geltenden ADI-Wert für Aspartam zu erreichen.“

Ich möchte das ganze nicht verharmlosen. Nein, ich schaue immer kritisch hin. Aber wenn solche reißerischen Schlagzeilen durch die sozialen Medien schwirren sollten wir uns an Fakten orientieren und auch genau hinschauen.
Ich wünsche Euch ein erholsames Wochenende.


 


 





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Montag, 10. Juli 2023

Ich trinke "Kranenburger"

 In der Anamnese frage ich in der ersten Beratungseinheit  neben der ausführlichen Anamnese zu Erkrankungen natürlich auch ab, was, wann gegessen und getrunken wird.
Wichtig für mich ist nämlich zu wissen wieviel getrunken wird und dabei richte ich mich grob an den empfohlenen 30-40 ml pro Kilogramm Körpergewicht.

Bei Frauen frage ich wegen der Osteoporoseprophylaxe auch ab, welches Wasser getrunken wird.
In Zeiten von Plastiksparen und Wasserkästen-nicht-mehr-schleppen kommt dann oft der Satz:
"Ich trinke meist Kranenburger.", also Leitungswasser, was per se nicht schlecht ist. 

Wenn es um die Knochengesundheit geht, dann habe ich natürlich im Blick wieviel Kalzium meine Klientin in ihrem Ernährungsplan hat. Die empfohlenen 1000 mg sind locker übers Essen zu decken.
Mit Milchprodukten, grünem Gemüse, Nüssen und kalziumreichen Mineralwasser ist das alles übers Essen und trinken zu regeln.
Jetzt gibt es aber ein paar kleine Stolpersteine, die man kennen muss.

Bei einer veganen Ernährung fallen die Milchprodukte raus. Es kommen oft Getreidedrinks zum Einsatz. Dageben spricht nichts, wenn sie mit Kalzium angereichert sind. Dann dürfen sie aber nicht "bio" sein. 

Wenn dann noch "Kranenburger" dazu kommt oder Wasser aus dem Discounter (die Mineralstoffwerte sind dort zum Teil wirklich mager und wechseln auch ab und an) dann bitte genau schauen.
Kleiner Tipp: Ihr könnt die Mineralgehalte des Leitungswassers bei Eurem Wasserversorger erfragen.

Ein Mineralwasser gilt ab einem Gehalt von  150 mg Kalzium als kalziumreich. Es gibt natürlich auch Mineralwässer, die mehr Kalzium enthalten. Die schmecken aber dementsprechend anders.

Es gibt natürlich auch immer wieder den Hinweis darauf, Kalzium als Supplemente zu nehmen.
Ich stehe der Supplementierung mit Nahrungsergänzungsmitteln als Diätassistentin kritisch gegenüber.

Wenn es nicht anders funktioniert, dann ist das selbstverständlich nötig, keine Frage.

Ich möchte trotzdem auf den Spiegel Ausgabe23 und den Podcast "Meno an mich" aufmerksam machen.

In beiden Medien wird das Thema Nahrungsergänzungsmittel kritisch beleuchtet.
Mein Mantra:"Alles was eine Wirkung hat hat auch eine Nebenwirkung"

Ich wünsche Euch allen einen guten Start in die neue Woche.



Bild von Hans auf Pixabay

Sonntag, 2. Juli 2023

Warum mir meine Berufsbezeichnung so wichtig ist

 Ich feiere im nächsten Jahr Berufsjubiläum.

2024 darf ich mich seit 45 Jahren "Diätassistentin" nennen. Im September 1979 habe ich mein Examen gemacht und ich erinnere mich daran als wäre es gestern gewesen. Vor 5 Jahren habe ich hier im Blog über 40 Jahre Berufstätigkeit einige Erlebnisse dazu beschrieben. einfach mal die Suchfunktion nutzen, falls es von Interesse ist.

Seit dieser Zeit wird über die Berufsbezeichnung mal mehr, mal weniger, geschimpft. Das Wort "Diät" ist negativ besetzt, "Assistentin" hört sich doch so klein an.
Ich wiederhole gebetsmühlenartig wie ich meinen Beruf interpretiere:
"Diät" bedeutet nichts anderes als "Lebensweise" und ich assistiere meinen Patient*innen dabei ihre Lebensweise zu optimieren."
Natürlich kann ich auch den behandelnden Ärzten und Ärztinnen assistieren, in dem ich z.B. Beratungsberichte schreibe.
Es geht ja letztendlich um unsere Patient*innen.
Schon seit ewiger Zeit wird sich eine Umbenennung unseres Berufes gewünscht, aber da hat sich in den bisher 44 Jahren nicht wirklich etwas getan, deshalb arbeite ich mit dem, was da ist und stecke dort meine Energie rein.
"Ernährungsberater*in" ist keine geschützte Berufsbezeichnung. Das ist mittlerweile in vielen Köpfen angekommen.
Auch "Ernährungscoach", "Ernährungstherapeut*in", das liest sich vielleicht ganz gut, aber wenn ich mich da mal in die Tiefen der Bürokratie von Verbänden, Krankenkassen uns Co. einlese, dann werden diese Berufsbezeichnungen für die Ernährungstherapie, also für die Arbeit mit kranken Menschen, ausgeschlossen.

Ich würde mir doch selbst ein Bein stellen, wenn ich das weiß und nutze meine Berufsbezeichung nicht, die in solchen Papieren, wie oben beschrieben, explizit als Anbieter aufgeführt werden.

Ich bin keine Ernährungsberaterin, ich bin keine Ernährungstherapeutin. Ich bin Diätassistentin und bleibe das auch, es sei denn es kommt eine andere Bezeichnung, die offiziell anerkannt ist.
Bis dahin erkläre ich weiterhin, wie ich meinen Beruf verstehe.
Ich überlege gerade noch, ob ich im kommenden Jahr wieder eine Blogreihe zum Berufsjubiläum starten soll, aber ich weiß noch nicht über was oder wie.
Bei Instagram kann ich einen Fragesticker in die Story stellen: Worüber soll ich aus 45 Jahren Berufsleben berichten?

Ich nehme aber gerne auch hier jetz schon mal Anregungen entgegen.
Euch allen einen schönen Sonntag.



Bild von Mohamed Hassan auf Pixabay