So lautet die Überschrift eines Artikels bei DocCheck, der mich sofort angesprochen hat.
Zum einen habe ich einen alten Menschen in der Familie, der versorgt werden will und zum anderen habe ich in meinem Berufsleben, aber auch in meiner „Kur“, über die ich hier berichtet habe, viele Gespräche geführt, die genau in diese Richtung gingen.
Ich hatte in den letzten Jahren viele Frauen in der Beratung, die sich durch die Pflege von (Schwieger-)Eltern vergessen haben. Es ging dann auch oft darum, dass Angehörige (Kinder,Schwiegerkinder, Enkel…) von Auswärts kamen, sich an den gedeckten Kaffeetisch gesetzt haben, sich nett mit der zu pflegenden Person unterhalten haben. Letztere hat sich dann auch immer von der Sonntagsseite gezeigt.
Ich erinnere mich noch genau an ein Gespräch mit einer Klientin, die etwas strenger mit der zu pflegenden Person gesprochen hatte und daraufhin einen Rüffel von der Schwägerin bekommen hat.
Auch in Altastenberg haben wir viel über diese Situationen gesprochen. Situationen, die jede/r dort kannte. Ich habe dort eine ganz liebe Kur-Kollegin kennengelernt, die für sich mal diese drei Wochen nutzen wollte um Kraft zu tanken. Sie pflegte seit über 10 Jahren ihren Mann.
In den ersten Tagen wurde sie bombardiert mit Anrufen von Geschwistern ihres Mannes, warum sie ihren Mann nur in die Kurzzeitpflege „stecken“ könne. Sie hat mir dann erzählt, dass sich diese Geschwister aber nur zwei bis drei Mal im Jahr zuhause sehen lassen und nach einer Stunde wieder weg waren.
Angehörige, die pflegen, die sind „Alltag“. Sie machen alles das, was man nicht sieht, was vermeintlich keine Zeit braucht (Telefonate etc. pp.). Sie reden auch teilweise mal etwas "strenger" mit der zu pflegenden Person, weil es erforderlich ist.
Eine andere Kurkollegin hat erzählt, dass sich die Geschwister ihres Mannes komplett aus allem rausgehalten haben und auch nicht bereit waren zu unterstützen, weil dem Ehemann das Haus überschrieben worden war. Frei nach dem Motto:
„Mitgehangen, mitgefangen.“ Was sie dann besonders aufgeregt hat war die Tatsache, dass diese Geschwister zum Kaffeetrinken kamen, sie brachten auch Kuchen mit, aber das dreckige Geschirr blieb dann stehen und der übrig gebliebene Kuchen wurde auch wieder mitgenommen.
Wer sich ein Urteil über pflegende Angehörige erlauben möchte, über ihre Entscheidungen, über ihr Tun, die sollen doch bitte mal für mindestens eine Woche den Alltag übernehmen und den pflegenden Angehörigen ein paar Kaffeetrinkmomente gönnen. Den Spieß einfach mal umdrehen.
Bildhaft gesprochen: Einfach mal für eine Woche oder mehr die Schuhe der anderen tragen.
Wir sind wirklich auf das „Selbstfürsorge“ getrimmt“ worden, wenn diese Zeit dann aber auch noch genommen wird, weil kein Verständnis da ist, dann habe ich dafür absolut kein Verständnis.
Mein Fazit dazu: „Haltet Euch raus oder packt mit an.“