Mittwoch, 12. Februar 2020

Fettmops!!!

In der vergangenen Woche hatte ich den Beratungsauftrag ein 7jähriges Mädchen zu betreuen mit der Indikation "Übergewicht"
Gut, ich habe meine Beratungsmaterialien vorbereitet, habe für das Kind eine Beratungsmappe zusammengestellt.
Zum Termin wollten die Eltern mitkommen,was ich durchaus begrüße. Der Vater hatte extra früher Feierabend gemacht, weil er bei diesem Termin dabei sein wollte.

Als ich dann das Kind gesehen habe ratterte es in meinem Kopf.
"Was will dieses Kind wegen Übergewicht in der Ernährungsberatung?" Welche Aufgabe muss ich jetzt erfüllen?
Vor mir stand ein Mädchen mit normaler Figur. Das einzige, was mir aufgefallen ist war dieser kleine Bauchring, den viele Kinder kurz vor einem Wchstumsschub haben.
Ich nenne es immer den "Reservereifen",denn solch ein Wachstumsschub benötigt Energie.
Ich habe dann einfach erst einmal ein bisschen gefragt, habe nach dem Essen gefragt, was es üblicherweise in der Familie gibt.
Für mich auch wieder kein Anhaltspunkt. Das Kind war ein pflegeleichter Esser, dasauch Gemüsesorten mochte, die ich nicht unbedingt als Kindergemüse sehe.
Ich habe dann auch gefragt, warum diese Familie Unterstützung benötigt.

Letztendlich kam heraus, dass dieses Kind in der Schule von Mitschülern geärgert wurde und als Fettmops tituliert worden ist. Die Brille war dann auch noch ein Problem.
Bei mir platzt dann die innerliche Hutschnur, weil ich weiß, was solche Worte, solch ein Benehmen mit Kindern machen kann.
Ich konnte diesem Kind guten Gewissens sagen, dass es nicht zu dick war und habe ihm die Funktion des Reserverreifens erklärt.
Natürlich kam die Sprache auch auf Süßigkeiten und das die Mutter nicht kontrollieren könne, was das Kind davon isst, wenn es nicht zuhause ist.
Ich habe dann schnell einen kleinen Plan erstellt, wo mein kleiner Klient immer abstreichen soll, wenn er etwas gegessen hat, was unter den Begriff "Extras" fällt. Diesen Plan haben wir gemeinsam erstellt. Das Kind hat gemalt, ich habe beschriftet.
Und ja, das Kind möchte noch einmal wiederkommen, möchte mir zeigen ob das mit dem Plan geklappt hat.
Und ich bin sehr nachdenklich in den Feierabend gefahren. Wie hat sich das Körperbild verschoben, dass Kinder  wegen eines kleinen Bäuchleins  solche dummen Worte an den Kopf geworfen bekommen?
Wie sind Eure Erfahrungen?

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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