Vor einigen Tagen hatte ich einen jungen Klienten in der Beratung mit der Diagnose Laktoseintoleranz.
Das ist soweit nicht schlimm, denn es gibt mittlerweile viele Lebensmittel, die die Klienten dabei unterstützen, dass sich im Leben nicht allzuviel ändern muss.
Im Erstgespräch ist mir erzählt worden, dass es auch eine Magen -und Darmspiegelung durchgeführt worden ist. Diese Unterlagen waren gerade nicht parat. Sie sollten mir bei Mal zugeschickt werden.
Zwei Tage später hatte ich den Befund im virtuellen Briefkasten.
Es war notiert , dass eine Sprue Typ MARSH 1 vorliegt wobei dann noch differenziert wurde, dass es sich um eine Protein-Unverträglichkeit handeln würde.
Sprue ist der veraltete Begriff für Zöliakie und das Protein um das es geht ist das Gluten.
Für den Klienten heißt das jetzt umstellen auf eine glutenfreie Kost.
Der Klient war schon sehr aktiv was Dr. Google anging, wusste also schon, was da auf ihn zukommt.
Im Laufe des Gesprächs hat sich dann aber ganz viel Frust entladen.
Warum bin ich nur zum Arzt gegangen wegen meines Eisenmangels?
Ich habe bisher immer gesund gegessen? Warum ich?
Das soziale Leben - das ist für mich vorbei. Wenn ich auf Feten gehe, dann kann ich immer voressen, denn beim Grillen gibt es meistens Fleisch. Das esse ich aber nicht, ich esse immer nur das Brot.
Da war ganz viel Verzweiflung, ganz viel Frust, aber auch Sorge.
Ich sehe mich in der Beratung immer als eine Art "Hinweisgeber". Ich gebe das weiter, was ich aus den Befunden lese und was eine geeignete Maßnahme ist um die Beschwerden zu lindern oder zu "heilen".
Ich sehe mich nicht in der Rolle von "Du musst aber, denn..."
Das habe ich auch im Gespräch gesagt.
Mein Klient bleibt für sich selbst verantwortlich.
Dieser Klient muss für sich den Weg finden, der für ihn passt. Außerdem muss das Erfahrene erst einmal verdaut werden.
Eine Ernährungsumstellung, egal welcher Art, ist immer etwas, was einen Einschnitt in liebgewordene Gewohnheiten bedeutet. Manchmal groß, manchmal klein.
Was zusätzlich für Frustration in diesem Fall gesorgt hat war, dass dieser Klient beim behandelnden Arzt angerufen hat und sich wegen der oben beschrieben Diagnostik erkundigt hat. Keine Durchstellung zum Arzt, allein die MFA hat gesagt, dass es nur um die Laktoseintoleranzgeht. Mehr wäre da nicht. Da ist viel Vertrauen verschwunden.
Ich bin mir aber sicher, dass dieser Klient nach einer gewissen Zeit die Ernährungsumstellung durchführen wird.
Manchmal braucht solch eine Entscheidung halt ein bisschen Zeit.
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