Sonntag, 8. Dezember 2019

„Können Sie mir das bitte erklären?“


In der vergangenen Woche hatte ich einen Beratungstermin, bei dem ein Wust von Papieren auf dem Tisch lag. Es waren Arztberichte und Laborbefunde.

Die Frage meines Klienten direkt zu Beginn lautete: „ Wenn wir übers Essen gesprochen haben, können Sie mir dann bitte helfen die Berichte aus dem Krankenhaus zu verstehen?“

Natürlich habe ich gefragt ob der Arzt im Krankenhaus oder der Hausarzt nichts zur Diagnose erklärt haben. Antwort: „ Sie haben mir alles in die Hand gedrückt, haben mir ein bisschen was erklärt und dabei auch wieder mit Fachbegriffen um sich geschmissen. Ich verstehe das aber nicht.“
So weit, so gut. Arztberichte und Laborbefunde gehören für mich zur Anamnese.  Aus den Laborwerten war klar ersichtlich, dass ein Eisenmangel vorlag. Es war sogar mit einem Ausrufezeichen markiert. Auf meine Frage, ob der Klient oft müde sei kam: „Ja, ich bin dauermüde.“
Ich habe ihm dann seine Laborwerte erklärt. 

Im Krankenhausbericht stand auch, dass eine Steatosis hepatis = Fettleber vorlag. Die Leberwerte gingen genau in diese Richtung.
Dann kam der Satz, den ich oft höre: „ Warum hat mir mein (Haus-)Arzt das nicht gesagt?“
Was soll ich darauf antworten? Ich kenne nicht alle Ärzte, ich kenne deren Zeitmanagement nicht. Ich wie nur von einigen Ärzten, dass sie wenig Zeit für Laborberichte etc. haben. Aber ist das eine Entschuldigung?
Wenn aus den Laborberichten schon klar erkenntlich ist, dass da etwas in die falsche Richtung geht, dann erwarte ich, dass mein Arzt darauf reagiert.
Wenn eine Nebendiagnose auftaucht,  dann möchte ich darüber Bescheid wissen und dies nicht von meiner Ernährungsfachkraft erfahren.
Ich habe dann noch ein paar Fachbegriffe erklärt, die der Klient nicht verstanden hat.
Am nächsten Tag wollte er dann bei seinem Hausarzt vorstellig werden um wegen des Eisenmangels und der Fettleber nachfragen.

Ich habe vor kurzem schon zu meinem Mann gesagt: „ Sollte ich mal ins Krankenhaus kommen, dann lasse ich mir alle Laborbefunde vorlegen, dann werde ich verlangen, dass  während einer Visite mit mir und nicht über mich gesprochen wird und ich möchte dann vor meiner Entlassung den entsprechenden Bericht lesen und besprechen.“
Und ganz wichtig, auch für meine Ernährungsberatung: Redet mit den Klienten in einer Sprache, die sie verstehen. Wir müssen nicht mit Fachbegriffen um uns werfen. Das kann man intern unter Kollegen und mit Ärzten machen.
Das oben beschriebene hat natürlich Zeit gekostet. Aber die bekomme ich bezahlt und ich hatte einen erleichterten Klienten, da sich Begriffe in Arztdeutsch in normaler Sprache dann nicht mehr so „gefährlich“ anhören.
Ich wünsche Euch allen einen schönen 2. Advent.

Bild von mohamed Hassan auf Pixabay

Keine Kommentare: