Mittwoch, 8. Januar 2020

„Sie haben genau eine Chance!“


Feiertage sind vorbei, ein Buch  konnte ich Euch schon  vorstellen jetzt wieder mal ein Erlebnis aus meinem Berufsleben.
Genau der Satz aus der Überschrift ist in einem Telefonat gesagt worden, als es um einen Termin wegen einer Ernährungsberatung ging. Das legt die Latte natürlich schon mal hoch und baut auch Druck auf.

Worum ging es? Eigentlich um eine ganz „normale“ Fruktosemalabsorption (FM). Die Klientin ist bei einer Krankenkasse versichert, die 100% der Kosten übernimmt. Wenn das nicht der Fall wäre würde sie keine Beratung mehr in Anspruch nehmen. Mehr konnte ich nicht erfahren.
Ich habe mich genauso auf die Beratung vorbereitet wie auf jede andere Beratung auch, weil ich auch nicht wirklich wusste, warum ich nur diese eine Chance bekommen sollte.

Ich hatte schon ein bisschen Herzklopfen als ich vor der Haustür stand, aber ich wurde freundlich ins Haus gebeten.
Ich habe nach der ganzen Bürokratie mit Beratungsvereinbarung und Datenschutzerklärung dann mit meiner Anamnese begonnen. 
Berichte über die Atemtestungen lagen nicht vor. Die Testungen waren aber schon vor ca. 3 Jahren gemacht worden mit der Diagnose FM.
Während der Anamnese fiel der Satz: „Das alles hat mich Ihre Vorgängerin nicht gefragt. Sie hat mir nur gesagt, dass ich alles aus meinem Speiseplan raus lassen soll, was mit Zucker zu tun hat und Obst ist auch schlecht.“ 
Außerdem: “ Ich bin dann aber nicht mehr zur nächsten Beratung gegangen, weil ich das Gefühl hatte, dass die Dame keine Ahnung hatte.“
Meine Klientin lebt also seit 3 Jahren quasi fruktosearm/frei. Sie hat sich nach der ersten Beratung im Internet schlau gemacht und wer die Empfehlungen dort kennt, der weiß, dass diese meist nicht zielführend sind.
Nachdem ich die Hintergründe wusste konnte ich meine Klientin viel besser  einschätzen und so langsam baute sich die unsichtbare Wand ab. Es wird noch etwas dauern, bis ich gemeinsam mit dieser  Klientin die Beschwerden wieder in den Griff bekommen werde, auch weil sich da noch eine andere „Baustelle“ aufgetan hat.
Was ich mit diesem Beitrag bezwecken möchte ist, dass es sehr wichtig ist sich gut auszukennen, was die Beratungsthemen sind (Stichwort: Lebenslange Fortbildung) und dass man für einen Beratungsberuf Empathie benötigt und den Spaß daran haben muss mit Menschen zu arbeiten. Es geht meist nicht nur um die Diagnose. 
Hinter der Diagnose steckt als erstes der Mensch.


Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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