Sonntag, 8. März 2020
Beratungsgespräche mit Gefühl, bitte
In der vergangenen Woche gab es in meiner Kollegenwelt einen kollektiven Aufschrei ausgelöst durch ein Video der Ernährungs- Docs, speziell durch Dr. Riedl.
Wer sich das Video anschauen möchte, der kann es sich ergooglen unter den Ernährungs-Docs, Thema waren Depressionen und Übergewicht.
Es fielen Sätze, wie: „ Sie haben so gut wie alles falsch gemacht. Das ist selten“ und
„Das ist Horror für den Körper.“
Im Video ist zu erkennen, dass die Patientin immer kleiner wird, sich schämt und das dann auch noch vor laufender Kamera.
Von einem Arzt, der mit kranken Menschen und deren Problemen zu tun hat hätte ich mehr Empathie erwartet.
Wenn meine Berufsgruppe in solch einem Ton beraten würde, wären wir alle arbeitslos. Wir sind zur Unterstützung da und nicht zum Niedermachen.
Und wie es der Zufall so will hatte ich in der vergangenen Woche einen ähnlichen Fall.
Eine Frau, die mit der Notwendigkeitsbescheinigung kam: Adipositas und arterielle Hypertonie.
Mit einem BMI von 27,7 spreche ich nicht wirklich von Adipositas, aber es kann schon mal etwas getan werden.
Diese Klientin wirkte sehr ängstlich auf mich und den Grund wusste ich am Ende der Beratung:
Beim Orthopäden wurde ihr direkt zu Beginn gesagt, dass sie zu dick wäre. Sie müsse abnehmen, dann könnte man ihr helfen.
Bei einem anderen Facharzt bekam sie nur einen komischen Blick als sie darauf hingewiesen hat, dass sie Rückenprobleme hätte.
Bei Sichtung der Laborwerte fiel der erste Blick auf die Schilddrüsenwerte.
Dieses Organ war total aus der Spur.
Die Werte waren sehr schlecht und die Hausärztin hatte gerade erst die Medikation umgestellt und sie hatte dieser Klientin schon gesagt, dass es im Moment schwer wäre abzunehmen, aber dass das nicht ihre Schuld wäre. Diesen Satz hatte diese Dame aber komplett ausgeblendet.
Es ist sehr wichtig auf seine Wortwahl zu achten. Ich möchte jemanden motivieren und nicht niedermachen. Das steht mir auch nicht zu. Auch einem Ernährungs- Doc nicht.
Ich versuche mir immer vorzustellen, was ich hören möchte, wenn ich in der Situation meines Gegenüber wäre. Richtig ist immer: Das Positive nach vorne zu holen und wenn es noch so klein ist.
Undwie mein Vater immer gesagt hat: "Erst denken, dann reden!"
Eure Meinung?
Bild von Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay
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