Sonntag, 26. Mai 2024

Selbstständig als Diätassistent*in

 

Vor 45 Jahren, als ich mein Examen gemacht habe, war der Weg danach in ein Krankenhaus, eine Rehaklinik oder ich hatte auch das Angebot in einem Hospiz in der Schweiz zu arbeiten.
Selbstständig mit eigener Praxis- ein Traum.

Dieser Traum ist mittlerweile für viele Kolleg*innen wahr geworden, auch für mich.

Es bringt aber nichts einfach zu sagen: “Ich mache mich jetzt selbstständig.“
Es braucht so viel Vorwissen auf Gebieten, die in der Ausbildung nicht vermittelt werden.
Für mich ist Birgit Blumenschein die Kollegin, die das Thema „Selbstständigkeit“ lebt. Sie hat ein Buch mit dem Titel „Erfolgreich selbstständig als Ernährungsfachkraft“ geschrieben, ich hatte das Vergnügen sowohl im Buch mitzuwirken als auch mit ihr gemeinsam Fortbildungen zum Thema „Selbstständigkeit“ durchzuführen. Sie hat mich immer wieder beeindruckt mit ihrem Fachwissen. Zu jeder Frage hat sie eine Antwort, kennt die entsprechenden Paragraphen. Mittlerweile bietet sie diese Themen in Modulform auch online an.
Sie hat mir meine Fragen ebenfalls beantwortet. Auch ein „Danke“ an sie.

 

1.      1.Was hat dich am Beruf der Diätassistentin gereizt und wie bist du auf diesen Beruf aufmerksam geworden?

In einer Kur auf der Insel Norderney kam ich in Kontakt mit Kindern mit speziellen Stoffwechselerkrankungen (Mukoviszidose) und deren „anderem“ Essen; danach zuhause viel erzählt, meine Firmpatin hat mich auf den Beruf aufmerksam gemacht weil ich gerne gekocht und gebacken habe und das speziell für „Kranke“ wissen wollte, war dann dezidiert auf einem Haushalts- und Ernährungswissenschaftlichen Gymnasium mit einer Oecotrophologin als Lehrerin im Abi

 

2.      2.Wo und wann hast du deine Ausbildung gemacht?

Staatlich Anerkannte Schule für Diätassistenten am Krankenhaus Speyererhof, Heidelberg, 1988-1990

 

3. 3.Wie ging es dann für dich weiter?

-        angestellt als Diätassistentin in Kliniken und Rehaklinik bis 1996

-        DKL/DGE-Lehrgang in Düsseldorf, 1996

-        angestellt als Diätschulleiterin in der Diätassistentenschule EWS Rostock, 1996-2002

-        angestellt als DA im Marienhospital Stuttgart, 2002

-        berufsbegleitendes Studium Dipl. Medizinpädagogin, Charité Berlin 1996-2003

-        Gründung Freiberuflichkeit, 2003

 

4.  4.Hast du ein, ich nenne es „Alleinstellungsmerkmal“ oder eine Tätigkeit, das/die nicht jede/r in unserem Beruf macht und wenn ja, wie ist es dazu gekommen?

Coaching und Info über praktisch erlebte Freiberuflichkeit und ein Buch dazu; wurde vom Verlag darauf angesprochen, weil ich immer geschimpft habe, dass ich keine Hilfe/Info/Literatur hatte, als ich mich selbstständig gemacht hatte

 

5.      5.Gab oder gibt es „Stolpersteine“, die ab und an im Weg liegen und wie gehst du damit um?

Tägliche bzw. wöchentliche Stolpersteine – ich glaube, ich suche sie mir auch selbst 😊

-Stolpersteine sind mir Menschen, die von Freiberuflichkeit in der Ernährungstherapie nichts wissen, sie nicht durchdrungen haben, sie aber vermitteln (wollen)

 

 

6.      6.Was liebst du an unserem Beruf? 
Menschen und ihre Biographien, Vielseitigkeit der Tätigkeiten, Selbstbestimmtheit

 

7.      7.Was möchtest du noch erreichen?
Noch mehr Türen für Diätassistent:innen öffnen, mehr Sichtbarkeit erreichen, mehr diätetische/ernährungstherapeutische Qualität aufbauen.


 Die Bildrechte liegen bei Birgit Blumenschein.

Dienstag, 30. April 2024

Menschen mit Krebserkrankungen- Eine Bitte an alle Influencer*innen

 

In der letzten Zeit nehme ich war, dass Menschen nach oder während einer Krebserkrankung kommen und mir während der Anamnese von Nahrungsergänzungsmitteln und „Krebsdiäten“ berichten. Entweder nehmen sie diese Supplemente noch oder halten sich an diese Diäten, die ihnen von Influencer*innen in den sozialen Netzwerken empfohlen worden sind.
Bei mir sträuben sich dann innerlich die Nackenhaare, eine Kollegin würde sagen:“ Ich krieg Plaque.“

Ich bitte jetzt wirklich öffentlich darum, dass sich diese Influencer*innen sich ihrer Verantwortung für diese Menschen bzw. für alle Menschen bewusst sind bzw. werden.
Meine Kolleg*innen und ich kämpfen um jedes Gramm, das während und nach den Therapien bleibt, auch wenn es sich um vermeintlich mehrgewichtige Menschen handelt.
Diese Menschen brauchen diese Energie, von der sie vielleicht auch eine Zeit lang zehren müssen, wobei das Ziel in der Ernährungstherapie immer ist: Gewicht halten!!!!
Durch die Therapien verlieren diese Menschen oft den Geschmackssinn. Das Essen schmeckt anders wie gewohnt, zum Teil ekelig. Oder sie haben überhaupt keinen Hunger/Appetit.

Wir erarbeiten dann gemeinsam mit unseren Patient*innen Strategien, wie diese Menschen gut durch die Therapie kommen können. Es gibt da so Tricks und kleine Kniffe, die ausprobiert werden können.
Diese werden natürlich in Stories und Reels nicht vermittelt, denn dafür kann ja kein Rabattcode generiert werden.

Dann gibt es auch die Aussage, dass auf eine Studie verwiesen wurde. Es gibt da den Satz:
„Glaube nur der Studie, die du selbst gefälscht hast.“

Natürlich gibt es auch gut gemachte und gut gemeinte Studien. Bitte bei der Verbreitung immer im Kopf haben, dass Menschen mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung (auch wenn sie geheilt werden kann und geheilt wird) sich an jeden Strohhalm festhalten, aus diesem Grund bestimmte Worte oder Sätze auch überlesen.

Am besten ist immer noch, wenn Influencer*innen ohne den richtigen Background die Finger von diesen Themen lassen würden. Schon allein um Verantwortung zu zeigen. Wunschtraum?
Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Jetzt wünsche ich Euch einen guten Start in den Mai.



Bild von Gerd Altmann auf Pixabay