Freitag, 7. September 2012

Gastbeitrag: In die Ess-Störung und auch wieder raus

Ich habe ja bereits geschrieben, dass ich mich dem Blog-Zug unterwegs bin. sinn der Sache ist es auch andere Blogs vorzustellen.
Ich möchte das jetzt hin und wieder mit einem Gastbeitrag tun, denn keiner kann sich selbst so gut beschreiben wie der Blogbetreiber selbst.
Ich habe einen Heidenrespekt vor der Betreiberin von Blue Soul, die mir einen Beitrag zu ihrem Weg in die Ess-Störung geschrieben hat. Besucht ihr Blog und schaut, womit sie sich sonst noch beschäftigt.
Aber hier ihr Bericht:
"Wie ich süchtig nach dem Gewichtsverlust geworden bin kann ich gar nicht wirklich sagen. Es waren 2,5 Jahre in denen es immer schneller ging. Erst 1, dann 2 und am Ende 15kg.
Der Wunsch nach langen, dünnen Beinen trieb mich an. Desto mehr ich mir Bilder und Berichte von Models oder anderen untergewichtigen Mädchen ansah, desto schlechter fühlte ich mich und bestrafte mich mit einem leeren Magen.
3 Tage lang habe ich manchmal nichts gegessen. Lediglich ein paar Mineralien-Tabletten in Wasser aufgelöst nahm ich zu mir.
Es ist schwer zu sagen wie man es mir angemerkt haben muss. So richtig hat es wohl niemand gemerkt. Ich wurde dünner, das merkten alle um mich herum, schließlich machten sie mir deswegen Komplimente. Da ich aber noch nie wirklich pummelig war kannten mich die Leute kaum anders.
Ich war schon immer in mich gekehrt und habe wenig mit Freunden unternommen, weswegen ich mich nicht unbeingt mehr zurückzog. Meinen Eltern muss es vorgekommen sein, als wäre alles wie immer. Ich saß eben den ganzen Tag in meinem Zimmer und ging ab und an mit dem Hund raus. Man hätte meinen Laptop überwachen lassen müssen um irgendetwas zu merken. Wie ich mich austauschte mit anderen und mir immer mehr Bilder auf meiner Festplatte speicherte, die ich mir dann ansah.
Für mich ist das alles sehr schwer auseinander zu halten. Die Magersucht kam mit der Depression. Wer zuerst da war kann ich nicht sagen. Es ging auch beides gleichzeitig.
Ab einem bestimmten Punkt, den ich damals gar nicht wahrnahm nervten mich auf einmal die Aufmerksamkeitssuchenden Hilferufe anderer Jugendlichen, die mehr oder weniger ernst zu nehmen waren. Ich bemerkte den Ausmaß der Situation. Ein Foto von mir, dass mich unvorteilhaft zeigte, öffnete mir dann die Augen.
Es klingt blöd, dass ein Foto, das mich zeigte, mir die Augen öffnete. Doch ich bemerkte, dass ich mich wirklich falsch wahrnahm. Ich war schon längst nurnoch Haut und Knochen. Ich fing an mich mehr mit anderen Leuten zu befassen und schluckte meinen Egoismus herunter.
Irgendwann wurde ich so wütend. Auf die Gesellschaft, die die Menschen beinahe zu Perfektionismus zwingt. Es war ein harter Kampf, doch ich begann zufrieden zu sein.
Heute mag ich meinen Körper und mich mit allen Fehlern, die ich nicht missen will.
Meiner Meinung nach sollte jeder Mensch tun was er für richtig hält, auch wenn es um's Ab- oder Zunehmen geht. Er sollte es nur für sich tun und nicht für andere.
Insofern hat mir quasi meine Magersucht geholfen einen neuen Blick auf die Welt und mein Leben zu werfen. Und genau so lebe ich jetzt: Bloß nichts bereuen, denn auch wenn es eine schwere Zeit war - Sie ist vorbei und ich habe viel aus ihr gelernt. Dreh' Dich nicht um, und lauf' nicht weg
."


Bildquellenangabe: Stephanie Hofschlaeger  / pixelio.de

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