Ich habe lange überlegt wie ich ein Erlebnis in dieser Woche in Worte packen kann. Es war eine "Beratung" , die mich doch emotional mitgenommen hat, aber ich weiß auch, dass da jetzt etwas auf dem Weg ist.
Ich bekam vor einiger Zeit eine Anfrage für eine Beratung wegen Fruktosemalabsorption (FM) und Laktoseintoleranz (LI) bei einem 8jährigen Kind, das seit knapp 2 Jahren mit seiner Familie aus dem Iran zu uns nach Deutschland gekommen ist.
Mutter spricht kein Deutsch, Dolmetscherin wird dazu geholt.
Ich habe mir natürlich im Vorfeld schon Gedanken gemacht, wie ich das Ganze leicht verständlich und bildhaft erklären kann.
Aber es kam ganz anders.
Das Kind lag die ganze Zeit mit dem Kopf auf dem Tisch, wirkte sehr müde und unsagbar traurig.
In der Anamnese habe ich abgefragt, was das Kind isst. So gut wie nichts,trinken auch minimal.
Erklärung: Alles macht Bauchschmerzen. Es waren aber auch Widersprüchlichkeiten im Gespräch. Zum Einen wurde ein Lebensmittel absolut nicht vertragen, zum anderen dann doch in kleinen Mengen gegessen. Und: Das Kind hatte in der letzten Zeit doch sehr abgenommen.
Irgendwie schrillten bei mir da schon Alarmglocken in eine andere Richtung. Auch die Dolmetscherin schaute mich zwischendurch zweifelnd an.
Auf meine Frage, ob das Kind bereit sei beim Essen etwas zu versuchen oder etwas zu ändern kam ein klares NEIN.
Ich kann niemandem etwas aufdrücken. Ich habe meine Beratungsunterlagen vor Ort gelassen und zuhause dann eine Rückmeldung an die zuständige Betreuerin gegeben.
Was ich dann zu hören bekam, das hat mir die Tränen in die Augen getrieben.
Der leibliche Vater des Kindes ist im Iran von den Taliban erschossen worden. Es soll auch wohl häusliche Gewalt durch den neuen Partner der Mutter ein Thema in der Familie sein.
Die Betreuerin ist am darauffolgenden Tag beim behandelnden Arzt gewesen, hat die Sachlage geschildert und auch hier kam die Rückmeldung: Das Kind ist körperlich gesund. Atemtests können wegen dem wenigen Essen so ausgeschlagen haben.
Ich hoffe jetzt, dass dem Kind geholfenwird, dass aus den traurigen Augen wieder fröhliche Augen werden. Dass das Kind wieder Kind sein darf.
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