Mittwoch, 20. April 2022

gelesen: Eating your way

 #fruktosearm #histaminarm #glutenfrei Über 60 Rezepte + Tipps bei Unverträglichkeiten von Isabell Hener; erschienen im Südwest Verlag; ISBN:978-3-517-10094-4; Preis: 22.00€

Nahrungsmittelunverträglichkeiten, ein Thema das meinen beruflichen Alltag stark prägt, Themen, mit denen ich immer wieder konfrontiert werde.

Zuallererst: Beim ersten Durchblättern des Buches, beim Querlesen habe ich gespürt, dass die Autorin Isabella Hener, bei Instagram bekannt unter @die_intolerante_isi, viel Herzblut in dieses Buch gesteckt hat.

Zuallererst habe ich mir die Quellenangaben im Buch angeschaut. Da dort nur ein kleiner Auszug zu finden war, habe ich mir, wie angeboten, die komplette Liste zumailen lassen. Fünf Seiten mit Quellenangaben. Fachliches Hintergrundwissen scheint wichtig gewesen zu sein. J

Wie kommt es zur entsprechenden Nahrungsmittelunverträglichkeit? Fachlich korrekt.
Wie wird sie diagnostiziert: Fachlich korrekt. Beides wird auch grafisch gut erklärt.
Trotzdem hat der theoretische Teil  Schwächen. Man kann es mir als Erbsenzählerei auslegen, aber wenn es um den Fruktosegehalt in Obst geht, warum wird dann Kakaobutter aufgeführt?
Bleiben wir bei der Fruktosemalabsorption. Ich habe noch einmal in meiner Literatur und auch im Netz recherchiert was z.B. den Fruktosegehalt in roten Paprika angeht, die im Buch als fruktosereich beschrieben werden. In meiner Beratung ist dieses Gemüse in der Karenzphase durchaus erlaubt. Ich finde nirgends Werte, die rote Paprika mit mehr als 3,5g Fruktose auf 100 g aufzeigen.

Thema Histaminintoleranz- ganz schwieriges Terrain, weil viele Menschen das für sich selbst diagnostizieren, wenn sie Beschwerden haben und sich dann selbst therapieren und im Endeffekt sich nicht mehr trauen etwas zu essen, da sie sich an Listen halten, wie von der Schweizerischen Interessengemeinschaft Histaminintoleranz. Ich halte mich da gerne an die Empfehlungen, die ich durch eine Fortbildung mit Anne Kamp mitgenommen habe. Aber nichts ist so individuell wie eine Histaminintoleranz. Da muss sehr genau hingeschaut werden. Da ich aber immer neugierig bin, habe ich zu diesem Thema im Herbst noch eine Fortbildung gebucht.

Das sind nur ein paar Sachen, die ich aus dem theoretischen Teil herausgefischt habe.

Die Grafiken sind gut um eine Fruktosemalabsoption, eine Laktoseinoleranz oder auch eine Zöliakie zu erklären. Wobei die Zöliakie für mich keine Nahrungsmittelunverträglichkeit ist sondern eine Autoimmunerkrankung. Auch die Histaminintoleranz ist keine reine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Da steckt meist noch etwas „Entzündliches“, wie z.B. eine Allergie dahinter. Als kleiner Tipp: Hier bitte auch mal die aktuelle Leitlinie lesen, die ich hier verlinke.
Auch zur Zöliakie und der entsprechenden Diagnostik und Vorgehensweise gibt es eine neue Leitlinie.

Angesprochen werden auch noch die Saccharoseintoleranz, die mir in über 40 Jahren noch nie begegnet ist und wenn sie genetisch bedingt ist, dann muss das in die Hände darin erfahrener Kolleg*innen. Auch die Salicylatunverträglichkeit tauchte bisher bei mir nicht wirklich auf. Ich erinnere mich an ein Telefonat mit einer Mitarbeiterin des DAAB e.V., die mir sagt, dass man hier ernährungstherauptisch nicht viel tun kann.

Gut finde ich, dass Isabella Hener immer wieder  darauf hinweist sich an den Arzt oder Ernährungsberater zu wenden.

Herzstück des Buches sind 60 Rezepte. Wie oben beschrieben fruktose-, histamin- laktosearm, glutenfrei und zum Teil auch noch vegan.

Da war meine erste Frage an mich selbst: Wann hatte ich einen Patienten mit dieser Kombi? Ich glaube, noch nie.
Warum sind alle Rezepte glutenfrei? Wer nicht glutenfrei essen muss der sollte es auch nicht tun.
Es funktioniert leider nicht wenn  die angegebenen Mehle   in „normale“ Mehle umgeswitcht, da glutenfreie Mehle ganz andere Backeigenschaften besitzen.
Kann ein*e Endverbraucher*in, der nicht in der Thematik steckt Inhalte des Buches quasi filtern, wenn es nicht zur individuellen Nahrungsmittelunverträglichkeit passt. Diese Frage stelle ich einfach mal in den Raum.
Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten haben oft eine lange Odyssee  hinter sich, sie greifen nach jedem Strohhalm um ihre Beschwerden zu lindern oder ganz zum Verschwinden zu bringen. Dazu braucht es dann doch eine individuelle Betreuung einer Ernährungsfachkraft. 

Aber ich habe ein paar Rezepte gefunden die ich, eventuell modifiziert, ausprobieren möchte. 

Wie immer: dieses Buch wurde mir kostenfrei zur Verfügung gestellt was keinerlei Einfluss auf meine (subjektive) Meinung hat.  

Die Bildrechte liegen beim Verlag.


 

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