Sonntag, 21. April 2024

Arbeiten im Ernährungsteam

 

Heute stelle ich Euch den Kollegen Lars Selig vor. Er arbeitet in einem „Ernährungsteam“ am Uniklinikum Leipzig
Was genau heißt das?
Es gibt Patient*innen, die unter einer Erkrankung leiden, die in eine Mangelernährung führen kann.
Lars Selig beschreibt es noch differenzierter:
„Ehrlich gesagt, sind es ja nicht nur Erkrankungen. Es gibt einen riesigen Blumenstrauß an Ursachen für eine Mangelernährung. Dies schließt auch viele andere Gründe, wie sozioökonomische Strukturen/ Verfügbarkeit von Lebensmitteln (denken wir an den ländlichen Raum)/ Krankenhausessen oder Pflegeheimessen/ Trauer, Einsamkeit, Frust/ schlecht sitzende Zahnprothesen und vielen mehr, mit ein.“
Eine Mangelernährung verzögert den Heilungsverlauf, verlängert die Liegezeit im Krankenhaus Da setzt die Arbeit eines Ernährungsteams an. Unerwähnt darf auch nicht bleiben, dass es Patient*innen gibt, die bereits mangelernährt in die Klinik kommen. Dieser Zustand kann mithilfe eines Screenings erkannt werden und entsprechende Maßnahmen werden dann eingeleitet.
Danke Lars Selig, dass Du meine Fragen beantwortet hast. Und nicht nur Danke an Lars, sondern Danke an sein Team und alle Ernährungsteams, die eine tolle Arbeit leisten.

1.    1.Was hat Dich am Beruf der Diätassistentin gereizt und wie bist du auf diesen Beruf aufmerksam geworden?
Zur damaligen Zeit, war dies nicht mein Traumberuf. Ich kannte den Beruf überhaupt gar nicht. Aber der Arbeitsort Krankenhaus hatte mich gereizt und auch die Arbeit mit und am Menschen, so dass meine Bewerbungen zu einem Ausbildungsberuf sich auf diesen Bereich fokussierten. In dem Spektrum Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie freute ich mich aber über die Zusage für Diätassistenz. Ich esse und koche gern und so fügte sich alles zusammen.
2.    Wo und wann hast Du deine Ausbildung gemacht?
2001 – 2004 am Universitätsklinikum Leipzig
3.    Wie ging es dann für Dich weiter?
Zum damaligen Zeitpunkt gab es noch Zivildienst und diesen habe ich nahtlos nach der Ausbildung am UKL absolviert und meinen Ausbildungsstand offen kommuniziert und in sehr kurzer Zeit war ich täglich zu Ernährungsberatungen gerufen und konnte mich damit gut etablieren. Mit Ende dieser Zeit musste die Frage gestellt werden, ob ich bleiben kann und in welcher Abteilung dies angesiedelt werden kann. Damit kam ich in Richtung Endoskopie aufgrund der PEG-Sonden, war dort Ernährung zumindest ein Thema. Damals über Drittmittel und Studienbeteiligungen, konnte eine Stelle geschaffen werden, welche es dann auszufüllen galt.
Die Etablierung der Ernährung hat begonnen 😊
4.    Hast Du ein, ich nenne es „Alleinstellungsmerkmal“ oder eine Tätigkeit, die nicht jede/r in unserem Beruf macht und wenn ja, wie ist es dazu gekommen?
Es ist soooo schade, dass es in Deutschland –in deutschen Krankenhäuser- so wenige Ernährungsteams gibt. Aber, dies ist sicher kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Ich kenne tolle Ernährungsteams, die täglich um die Bedeutung der klinischen Ernährung kämpfen und dies hervorragend machen. Aber die Einbindung in wissenschaftliche Projekte und die Einbindung der klinischen Ernährung in die Ausbildung von Diätassistenten und auch Studierende, egal ob Mediziner, Apotheker aber auch der Ernährungswissenschaften und Oecotrophologie hat bei uns einen hohen Stellenwert und kann damit auch hervorgehoben werden.
Beispielsweise haben wir einen festen Ausbildungsplan für unsere Diätassistentenauszubildenden, die ihre praktische Ausbildung zu Teilen am Klinikum absolvieren. In der Regel sind dies über das gesamte Jahr verteilt, meist um die 10 Auszubildende die gleichzeitig in einem festen Blockrhythmus bei uns eingesetzt sind.
5.    Gab oder gibt es „Stolpersteine“, die ab und an im Weg liegen und wie gehst Du damit um?

Ich denke, dass die Klinik, Klinikstrukturen und Klinikabteilungen immer wieder Herausforderungen darstellen und diese stetig und ständig „bearbeitet“ werden müssen und natürlich zählt am Ende, was wir auch wirtschaftlich dem Universitätsklinikum bedeuten. Und die Wirtschaftlichkeit der Ernährungsteams kann durchaus als „Stolperstein“ beschrieben werden.
6.    Was liebst Du an unserem Beruf?
Die Vielseitigkeit!!! Ich liebe es, Patienten helfen zu können und auch zusammen mit Patienten und einem interdisziplinärem Team komplexe Fälle zu besprechen und Lösungen zu erarbeiten.
Patienten in eine autonome Lage zu versetzen, selbst etwas für sich tun zu können und über Möglichkeiten der therapeutischen Interventionen bei Ernährungsproblemen selbst mit bestimmen zu können.
7.    Was möchtest Du noch erreichen?
Die Etablierung von verpflichtendem Screening auf Mangelernährung in deutschen Krankenhäusern, steht da ganz oben auf der Wunschliste – im Großen!
Im kleinen möchte ich gern meine Abteilung auf einem weiterhin sehr hohen fachlichem Niveau halten und meine Kolleg:innen so motivieren, dass sie den Weg mit mir zusammen gehen und daran mitarbeiten, die Fahne der Ernährungstherapie hochzuhalten. Sowohl innerklinisch, wie aber auch außerklinisch.




Die Bildrechte liegen bei Lars Selig.

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