Sonntag, 1. Oktober 2023

Diagnose: Adipositas und Hyperthyreose

 Wer sich so ein bisschen mit der Schilddrüse auskennt, der weiß, dass Menschen mit einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) meist abnehmen, da die Schilddrüse verstärkt arbeitet und so auch den Stoffwechsel ankurbelt.
Auf der Notwendigkeitsbescheinigung des Arztes stand jetzt aber, dass die Patientin Adipositas in Kombination mit einer Hyperthyreose hat +  Bluthochdruck (Hypertonie).
Natürlich habe ich in meinen Unterlagen zur Fortbildung zur Schilddrüse nachgeschaut, bin dort aber nicht fündig geworden. Die große Suchmaschine hat mir nur ausgegeben, dass es angeblich selten solche Fälle gibt.
Ich habe mit dieser Patientin jetzt erst einmal einen Termin abgesprochen. Seit längerer Zeit schaue ich mir meine Patientinnen genauestens an, wenn sie zu mir in den Beratungsraum kommen.

Zu mir kam eine Patientin mit einem schmalen Gesicht, einem schmalen Hals, feingliedrigen Fingern und ab der Taille ging es dann in die Breite.
Mir war in diesem Moment eigentlich schon klar wohin die Reise geht, aber ich darf als Diätassistentin keine medizinische Diagnose stellen.
Ich habe seit geraumer zeit meinen Anamnesebogen um das Feld Lip- und Lymphödem erweitert. Das frage ich ab.
Das ist so ein Ansatzpunkt, dass ich mit meinen Patientinnen ins Gespräch kommen kann. Entweder möchten sie wissen, wonach ich da frage oder, wie bei dieser Patientin, kam der Satz:"Ich vermute schon länger, dass ich das habe." Sie kannte auch die Symptome. Sie hat mir erzählt, dass Ihr Partner sie nicht zu fest anpacken darf, weil sie sonst schlimme Schmerzen hat.
Diese Patientin hat meine Anmnese jetzt zum Anlass genommen um einen Termin mit einem Facharzt abzusprechen, was sehr schnell ging.
Die Diagnose ist gesichert. Das Thema "Adipositas" ist weitesgehend vom Tisch. Jetzt lässt sich auch die Hyperthyreose erklären.
Diese Patientin hat mich auch nachhaltig sehr beeindruckt, weil sie mit sich und ihrer Figur im Reinen ist. Sie hat sich irgendwie gefreut, dass sie eine Diagnose hat, so dass sie manche Dinge entkräften kann und darauf hinweisen kann, dass sie ein Lipödem hat. Sie wird sich weiter firgurbetont kleiden, sie achtet weiter darauf, dass sie nicht an Gewicht zunimmt und sie misst Arme und Beine. Ansonsten ändert sich bei ihr nichts, außer der tatsache, dass sie jetzt noch Lymphdrainage bekommt (die ihr gut tut) und sie mit Kompressionsstrümpfen versorgt wird.
Manchmal lohnt es sich wirklich genauer hinzuschauen.

Bild von PDPics auf Pixabay

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