Donnerstag, 29. September 2016

Mein Platz im Rahmen des MMK vor Adipositaschirurgie

Zuerst einmal möchte ich ein paar Begrifflichkeiten klären für all diejenigen, die sich mit dieser Thematik nicht auskennen:
Adipositaschirurgie (AC) oder bariatrische OP: Magenverkleinerung zur Gewichtsabnahme
Multimodales Konzept Zitat aus Wikipedia:
"Voraussetzungen hierfür ist der Nachweis über das Ausschöpfen der sogenannten konservativen Methoden zur Gewichtsreduktion. Zur aktuellen Kostenübernahme gehört der Nachweis zur Teilnahme an einem Multimodalen Konzept, welches aus den Fachgebieten Psychologie, Innere Medizin, Adipositaschirurgie, Ernährungsberatung und Bewegungstherapie über den Zeitraum von 6 bis 12 Monaten gehört. Dieses Konzept gibt es allerdings nicht fertig. Jeder Patient muss sich selbst seine Therapeuten suchen und eine Verknüpfung derer herstellen. Zertifizierte Adipositaszentren müssen hier beratend und vermittelnd tätig werden, dazu gehört auch die Unterstützung von Selbsthilfegruppen."

Ich habe jetzt einige Zeit über diesen Blogbeitrag gebrütet. ausgelöst wurde es durch ein Gespräch mit einer Kollegin, die wiederum eine Diskussion mit einer anderen Kollegin hatte. Es wurde und wird gerade darüber diskutiert, wo mein bzw. unser Platz im MMK ist bzw. worin unsere Aufgabe besteht.

Meine eigentliche Aufgabe ist es, den Klienten im besagten Zeitraum durch konventionelle Maßnahmen beim Abnehmen zu begleiten. Also Kalorienzählen, Fett- oder Kohlenhydratreduktion etc.
Das funktioniert aber nicht, wie mich die Erfahrung gelehrt hat. Die Klienten, die solch eine OP anstreben, wissen, dass eine Gewichtsabnahme von 10% des Ausgangsgewichtes eine Ablehnung der OP bedeutet.
Wie mir letztens eine Klientin sagte, als ich meine eigentliche Aufgabe thematisiert habe, sagte:
"Frau Hagedorn, Sie glauben doch wohl nicht, dass ich in dem halben Jahr abnehmen werde. Dann bekomme ich ja meine Zusage zur OP nicht."
Und das ist die Krux, die bei vielen Kolleginnen und Kollegen zur Frustration führt. Ich habe mal irgendwo den Satz (sinngemäß) gelesen:" Ich werde da ja sowieso zum Loser gemacht, weil ich es nicht schaffe, dass die Menschen abnehmen."
Ich habe mir auch die Literatur zum Thema durchgeschaut : Irgendwie geht alles in die Richtung:Fitmachen für die Zeit nach OP.
Ich betreue trotzdem, wenn ich eine Anfrage auf Ernährungsberatung im Rahmen des MMK bekomme. Ich glaube, dass ich mittlerweile einen guten Weg gefunden habe, Inhalte zu vermitteln,die sowohl fürs "normale" Abnehmen geeignet sind,die aber auch wichtig sind um auf die Zeit nach OP vorbereitet zu sein.
Ich rate den Klienten immer dazu, die Zeit zu nutzen um vor OP das Gewicht zu reduzieren. Schließlich erleichtert es dem Chirurgen die Arbeit.  Aberletztendlich ist jede/r für sich selbst verantwortlich.
Was mich jetzt freuen würde, wäre eine Diskussion, Kommentare, ein Austausch von Kolleginnen und Kollegen, aber auch Betroffenen, bzw. auch Patientenbetreuern aus den Adipositaskliniken.
Damit sich das Brüten gelohnt hat. ;-)
Bildquellenangabe: Thommy Weiss  / pixelio.de

3 Kommentare:

Ursula Reinsdorf hat gesagt…

Liebe Susanne,
dein Brüten soll sich gelohnt haben.
So ist es in der Beratung, dass die Patienten gleich äußern, dass sie nicht zuviel abnehmen dürfen. Aber es gibt in den Beratungseinheiten soviel Gesprächsbedarf, dass außer Gewichtsreduktion die Zeit auch sehr effektiv genutzt werden kann und soll für die weitere Lebensstilgestaltung. Welchen Stellenwert hat(te) das Essen, Kochen, Geniessen......Welche Unterstützung wäre gut. Wen kann ich ins Boot holen??? Was wird benötigt für einen nachhaltigen Erfolg. Wir sind interessiert, was später wird....
Aber das sind alles Themen, die du sowieso, mit deiner jahrelangen Erfahrung, auf dem Schirm hast.

Franziska Großer hat gesagt…

hallo Susanne,

danke für Dein Brüten ;)

Also, ich verfahre in der Beratung vor der OP wie folgt:

Klar ist es nicht verkehrt, wenn der Kunde vorher schon paar Kilo leichter ist, aber wichtiger ist doch, dass er Nährstoff-technisch und vom Verhalten her gut auf die OP vorbereitet ist, z.B. mit genügend Eiweiß, damit er nach der OP in der Flüssigkeitsphase und bis zur Entlassung aus dem KH keine Muskeln abbaut, damit er nach der OP nicht aus allen Wolken fällt, wenn er auf einmal mehrere Mahlzeiten braucht und man kann auch schon beginnen, vorher kleinere Portionen zu Essen etc. etc.
Ich glaube, wir schneiden uns ins eigene Fleisch, wenn wir unseren Beratungsauftrag vor der OP aufs "Abnehmen" der Kunden begrenzen.

Da gibt es soviel mehr zu besprechen, ggf. auch zu motivieren oder einfach für Fragen da zu sein.

S.Hagedorn hat gesagt…

Danke für die bisherigen Rückmeldungen. Natürlich arbeite ich so, wie Ihr das beschrieben habt. Mir ging es einfach nur darum, was unser "eigentlicher " Auftrag ist, der aber nicht umsetzbar ist.