Sonntag, 13. Oktober 2019

„Da braucht nochmal jemand schnell eine Beratung“


Erlebnis aus 40 Jahren Diätassistentinnen- Leben

Das war ein Satz, den ich nie mochte. Das bedeutetet Stress, schnell absprechen mit den Kolleginnen, Unterlagen zusammen packen, Kittelwechsel und weg.

Ab zum Stationszimmer, nachfragen wo Patient war und mit einem Lächeln ins Zimmer. Das war mir immer wichtig, wobei ich nicht weiß, ob mir das immer gelungen ist.

Meist saß dann da ein Mensch auf gepackten Koffern vor mir, die Angehörigen waren auf dem Weg und dieser Mensch wollte nur noch schnell nach Hause.
Meine Kolleginnen und ich haben immer versucht unser Bestes zu geben. Was letztendlich beim Patienten angekommen ist, das weiß ich bis heute nicht. Es war unbefriedigend für beide Seiten. Damals gab es in unserer Umgebung auch noch niemanden, der ambulant tätig war und an den wir hätten weiter verweisen können.  Also eine Art Notfallberatung für die ersten Tage zuhause und dann eine intensive Beratung vor Ort. Heute geht das.

Meine Kolleginnen und ich haben dann versucht, das etwas besser zu strukturieren. Eine von uns kontrollierte das Frühstücksband und besuchte dann die Patienten, die eine Beratung benötigten.
Aber so reibungslos klappte das auch nicht immer. Personalmangel, Urlaubszeit, spezielle Events und schon hing man in der Küche fest.
Bei der Besetzung des Bandes durch einen Koch kam dann oft die Frage:“ Bist du zur Bandkontrolle wieder da?“   
Puh, eine halbe Stunde Zeit für eine vernünftige Beratung? Es war schwierig. 
In Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen, die in der Küche tätig sind, höre ich oft, dass sie immer noch mit den gleichen Problemen zu tun haben, aber ich höre auch, dass sich der Stellenwert unserer Arbeit zum Positiven verändert hat. 
Das hängt natürlich mit den Ärzten, mit der  Verwaltung etc. zusammen.

Ich möchte nicht mehr zurück in diese Arbeit. Ich genieße meine Selbstständigkeit, ich habe aber einen großen Respekt vor den Kolleginnen und Kollegen, die den Spagat zwischen Küche und Station hin bekommen. 
Und wenn es dann noch klappt mit der Zusammenarbeit  zwischen den Krankenhauskolleg*innen und den ambulant Tätigen, dann ist für die Patienten viel gewonnen.
Genießt den Rest- Sonntag.

Bild von MorningbirdPhoto auf Pixabay

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