Sonntag, 27. Februar 2022

So etwas macht mich wütend


Ich habe immer schon darauf hingewiesen, dass die Berufsbezeichnung „Ernährungsberater*in“ keine geschützte Bezeichnung ist. So kann sich quasi jede/r nennen der nur ein Buch zum Thema gelesen hat und sich dann berufen fühlt Ernährungsberatung anzubieten. Die meisten finden auch noch Kunden, denn sie bieten ihre Dienstleistung oft weitaus günstiger an als ich oder jede andere Ernährungsfachkraft.
Besagte/r Berater*in ist mir schon öfter mit Aussagen unangenehm aufgefallen, aber ich kann nichts tun. Es gilt immer noch die freie Therapeutenwahl.

Ich habe jetzt eine/n Patient*in in der Beratung mit diversen gesundheitlichen Baustellen. Es geht um Allergien (dazu sind ausreichend Kenntnisse vorhanden), es gibt dann noch Nahrungsmittelunverträglichkeiten, aber der Beratungsauftrag für die besagte Person lautete:

„Ich möchte gerne abnehmen.“

Was dann bei dieser Ernährungsberater*in  ins Rollen kam ist unsäglich.
Eine oligoallergene Kost über vier Wochen, teure Vitaminpräparate, Omega-3-Fettsäuren von einem bekannten Discounter….  Außerdem  hat sie sich noch auf das Stresslevel der Patient*in gestürzt, und behauptete, dass ADHS im Spiel ist. Da ist auch noch jemand im Bereich Coaching aktiv. So etwas kann nur ein Arzt diagnostizieren.
Da war es dann vorbei mit dem Good Will der Patient*in. Das war zu viel, es ist im Streit auseinander gegangen und es wurde darum gebeten die Rechnung zu stellen. Nach dem Rechnungsbetrag konnte ich mir errechnen, dass der/die Ernährungsberater*in für 40 € die Stunde arbeitet.
Ich kann zu diesem Stundensatz leider nicht arbeiten, weil das meine Kosten nicht deckt. Ich bin aber im Besitz eines Zertifikates, so dass es Zuschüsse von quasi allen Krankenkassen gibt.
Wie oft ich im ersten Beratungsgespräch gehört habe: „Das darf ich jetzt bestimmt auch nicht essen?“ oder Sätze, die in eine ähnliche Richtung gingen. Da wurde ein Mensch in ein Korsett gezwängt, ein Korsett aus Verboten. Das Gefühl für den eigenen Körper ist komplett verloren gegangen. Daran arbeiten wir jetzt gemeinsam.
Ich hoffe, dass dieses Beispiel hilft einmal darüber nachzudenken, wem man seine Gesundheit anvertraut. Natürlich gibt es auch unter Ernährungsfachkräften  schwarze Schafe, genau wie in jedem anderen Beruf auch. 

Stellt Fragen, macht Euch schlau über die Person, wie viel Expertise bringt jemand mit. Und ganz wichtig: Sprecht miteinander. Schon da könnt Ihr spüren ob die Chemie stimmen kann. 

Ach ja, wenn es um Expertise geht: Schaut Euch an oder fragt nach wann eine Fort-, Weiter- oder Ausbildung begonnen und beendet wurde. Im Ernährungsbereich ändert sich immer wieder etwas.
Ich wünsche Euch ein gutes Händchen bei Eurer Therapeutenwahl (egal aus welcher Branche) und genießt den Sonntag.




Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

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