Professor Yusuf: Es sind definitiv die Kohlenhydrate, die schlecht sind.
Wie ein Kardiologe die Ernährungsempfehlungen in Frage stellt
"Ich bin kein Ernährungswissenschaftler und das könnte ein Vorteil sein"
- mit diesen Worten eröffnete Professor Salim Yusuf seinen Vortrag auf
dem Kongress "Cardiology Update 2017", der vor drei Wochen in Davos
(Schweiz) stattfand. Der kanadische Epidemiologe und Kardiologe stellt
mit seinen darauffolgenden Ausführungen die aktuellen
Ernährungsempfehlungen - insbesondere im Hinblick auf gesättigte Fette
und Kohlenhydrate - in Frage.
Besonderes Augenmerk liegt in seinem Vortrag auf der Auswirkung des Ernährungsverhaltens auf das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen. Bisher finden sich nur wenige deutschsprachige Beiträge zum Thema. Schade, wie wir finden, denn die Ergebnisse sind zumindest sehr interessant, auch wenn diese auf Beobachtungsstudien beruhen.
Besonderes Augenmerk liegt in seinem Vortrag auf der Auswirkung des Ernährungsverhaltens auf das Risiko von Herz-Kreislauferkrankungen. Bisher finden sich nur wenige deutschsprachige Beiträge zum Thema. Schade, wie wir finden, denn die Ergebnisse sind zumindest sehr interessant, auch wenn diese auf Beobachtungsstudien beruhen.
Wissenschaftliche Basis des Vortrags bilden hauptsächlich Auswertungen der PURE-Studie,
deren Ziel es ist, die Auswirkungen von gesellschaftlichen Einflüssen
auf den Lebensstil, kardiovaskuläre Risikofaktoren und die Inzidenz
chronischer, nichtübertragbarer Krankheiten zu untersuchen. Professor
Yusuf präsentierte bisher unveröffentlichte Auswertungen zu den Daten
von mehr als 150.000 Erwachsenen im Alter zwischen 35 und 70 Jahren
aus 17 Ländern, die zwischen 2003 und 2009 für die groß angelegte
epidemiologische Studie rekrutiert wurden. Aufgrund des
Urheberrechtsanspruchs von Zurich Heart House ist das ursprüngliche
You-Tube-Video zum Vortrag leider nicht mehr verfügbar, wobei einige
Kopien noch im Umlauf sein dürften. So bleibt uns nichts anderes übrig,
als abzuwarten, bis die Daten veröffentlicht werden, um weitere Details
zu erfahren.
In seinem etwa 20-minütigen Vortrag berichtete er über die
überraschenden Ergebnisse seiner Auswertungen. Denn entgegen der
derzeitigen Empfehlungen zur Nährstoffzufuhr zeigen Yusufs Analysen,
dass die empfohlene Reduktion gesättigter Fettsäuren bei gleichzeitiger
Steigerung der Kohlenhydratzufuhr sich zumindest im Hinblick auf
Herz-Kreislauferkrankungen eher nachteilig auswirkt. Laut Yusuf ist eine
Kohlenhydratzufuhr ab 50 Prozent der täglichen Energiezufuhr mit einem
gesteigerten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen verbunden, während
Fette eher protektiv wirken. Die Welt-Gesundheits-Organisation
empfiehlt, mindestens 55 Prozent der täglichen Energiezufuhr über
Kohlenhydrate zu decken und hält erst eine Zufuhr von mehr als 75
Prozent für bedenklich, da dadurch andere wichtige Nährstoffe wie
Proteine möglicherweise in unzureichender Menge aufgenommen werden
könnten. Professor Yusuf hält diese Empfehlungen für falsch und sogar
gefährlich.
Zur Risikoabschätzung wurde der Apo B/ Apo A-I-Quotient für die
Auswertung herangezogen. Hohe Quotienten weisen auf ein hohes
Arterioskleroserisiko hin. Niedrige Quotienten deuten auf ein geringes
Arterioskleroserisiko hin. Yusufs Auswertung zeigt, dass mit zunehmender
Kohlenhydratzufuhr auch der Apo B/ Apo A-I-Quotient steigt, während
dieser bei den gesättigten Fetten mit zunehmender Zufuhr sinkt oder
ähnlich bleibt sowie bei den einfach ungesättigten Fettsäuren mit
zunehmender Zufuhr abfällt. Relativ unveränderte Werte beobachtete er
bei den mehrfach ungesättigten Fetten. Darüber hinaus führt er aus,
dass es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür gebe, dass fettreduzierte
Milchprodukte den Produkten mit "normaler" Fettstufe vorzuziehen
sind. Er fasst zusammen: "Es gibt Fette, die gut sind und Fette die neutral sind, aber es sind definitiv die Kohlenhydrate, die schlecht sind." und rät dem Publikum: "... wenn Sie einen Hamburger essen - werfen Sie das Brötchen weg und essen Sie das Fleisch."
Hinsichtlich der Salzzufuhr hat Yusuf auch eine klare Botschaft: Zu
viel davon ist nicht gut, zu wenig aber auch nicht. Das gilt im Übrigen
für alle Nährstoffe. Für Menschen ohne Bluthochdruckproblematik hält er
eine tägliche Zufuhr von 3 bis 5 Gramm Salz am Tag für optimal und
bezieht sich dabei auf einen kürzlich publizierten Report einer
unabhängigen Arbeitsgruppe. Bluthochdruckpatienten, die täglich mehr
als 5 Gramm Salz zu sich nehmen, sei empfohlen, ihren Salzkonsum zwar
einzuschränken, aber nicht gänzlich darauf zu verzichten. Er wies darauf
hin, dass sich eine moderate Zufuhr von etwa 3 bis 5 Gramm Salz am Tag
wahrscheinlich positiv auf das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung
auswirkt. Es brauche jedoch noch klinische Studien, um dies
nachzuweisen, da sich bisherige Untersuchungen nur auf den Blutdruck
konzentrieren.
Upgrade: Es ist wohl noch eine komplettes Video vom Vortrag im Netz zu sehen. woe lange es dort verfügbar ist, das weiß ich nicht.
Upgrade: Es ist wohl noch eine komplettes Video vom Vortrag im Netz zu sehen. woe lange es dort verfügbar ist, das weiß ich nicht.
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