Ein Erlebnis aus 40 Jahren Diätassistentin
Beschwerden von Patienten über das Essen, das gibt es immer
wieder. Es gibt diejenigen, die ein Krankenhaus mit einem Hotel verwechseln,
die nicht verstehen, dass am Wochenende nur die halbe Belegschaft in der Küche
ist und deshalb ein Eintopf ein gutes Essen ist um dann auch schon das
Sonntagsessen vorbereiten zu können.
Wenn ich mir die Speisepläne so anschaue: Es gibt und gab
schon viel Auswahl, das hat man zuhause nicht auf dem Tisch.
Eine Beschwerde ist mir aber wirklich im Kopf geblieben, da
ich damals wirklich Angst vor einer Abmahnung hatte.
Im Vorfeld muss ich erklären, dass zum Krankenhaus eine
Gärtnerei gehörte und wenn Gemüse reif war, dann in Schwemmen.
Die Beschwerde fiel in die Möhrenzeit. Es gab Möhrensuppe, Möhrensalat, Möhreneintopf, Möhrenpuffer und natürlich wurde ganz viel eingefroren.
Die Beschwerde fiel in die Möhrenzeit. Es gab Möhrensuppe, Möhrensalat, Möhreneintopf, Möhrenpuffer und natürlich wurde ganz viel eingefroren.
Aber gefühlt standen täglich Möhren auf dem Speiseplan.
Und da kam der Anruf der Station. Es gäbe eine Beschwerde
übers Essen. Es sollte mal lieber jemand
kommen, sonst würde der Patient sich an der Verwaltung wenden.
In dieser Zeit war meist ich diejenige, die los musste. Die
Küchenleitung hatte komischerweise in solchen Momenten nie Zeit und bisher war
ich mit meinem Beschwerdemanagement auch erfolgreich. Bisher (aber danach auch
noch)!
Ich ins Zimmer , vor mir saß ein Mann mit hochrotem Kopf und
fragte mich, was ich auf dem Teller sehen würde. Natürlich waren das Möhren.
Dann prasselte ein Donnerwetter auf mich runter, was ich(!) mir einbilden würde solche einen Fraß (an das Wort erinnere ich mich genau) zu servieren. Ob die Patienten alle schlecht sehen könnten? Aus welchem Grund es sonst ständig Möhren gab?
Im ersten Moment habe ich wirklich an Flucht gedacht, weil ich so viel Wut noch nie abbekommen habe.
Dann prasselte ein Donnerwetter auf mich runter, was ich(!) mir einbilden würde solche einen Fraß (an das Wort erinnere ich mich genau) zu servieren. Ob die Patienten alle schlecht sehen könnten? Aus welchem Grund es sonst ständig Möhren gab?
Im ersten Moment habe ich wirklich an Flucht gedacht, weil ich so viel Wut noch nie abbekommen habe.
Aber dann bin ich geplatzt. Ich habe wirklich die Kontrolle
verloren und habe zurück geschimpft.
Ich war einem Patienten laut gegenüber,
was mir nie wieder passiert ist. Ich habe ihm alles erklärt, das mit der
Gärtnerei, dass Möhren gerade Saison hätten und wir dieses Gemüse verarbeiten
müssten. Vielleicht könnt Ihr Euch vorstellen, was da aus einem raus sprudelt,
wenn man sich ungerecht behandelt fühlt.
Dann kam das große Schweigen. Und da kam die Sorge, was
jetzt wohl passieren würde. Abmahnung?
Dieser Patient hat mich eine Weile nur angeschaut und dann
kam die Frage (sinngemäß):“ Und was können Sie jetzt tun, dass ich keine Möhren
mehr bekomme?“
Ich habe ihm unsere Essenskarten gezeigt, die in seinem
Beisein ausgefüllt mit „keine Möhren!“.
Der Patient war noch öfter bei uns im Haus und immer wenn er
kam bin ich direkt zu ihm oder habe angerufen und habe dann die Karten fertig
gemacht.
Ab dem Zeitpunkt lief es. Wir hatten einen wirklich guten
Draht, wir haben über unseren Streit geredet und später darüber gelacht. Ein
Patient, der mir genau wie unser Krebspatient, in Erinnerung geblieben ist.
Er
hat mir gezeigt, dass ein Gewitter die Luft reinigen kann bzw. dass Reden
hilft.
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