Samstag, 21. November 2020

Online- Beratung in Coronazeiten

Seit einiger Zeit darf ich für eine Krankenkasse, mit denen ich einen Honorarvertrag habe, keine Präsenzberatungen mehr durchführen um Kontakte zu minimieren.

Wir sind dazu aufgerufen die Versicherten telefonisch oder online zu beraten.
Das mache ich jetzt seit einiger Zeit und ich möchte meinen Blick auf diese Art der Beratung aufschreiben.

Wenn es um die telefonische Beratung geht, dann komme ich bei verschiedenen Indikationen wirklich an Grenzen. Sind es Patienten, die ich bereits kenne und die ich einschätzen kann, dann funktioniert eine telefonische Folgeberatung.

Online-Beratung, da denken jetzt wahrscheinlich viele: total toll, keiner muss mehr vor die Tür, keinen Parkplatz suchen, alles vom Computer aus. Sehr bequem.

Das ist der erste Blick. Natürlich tun sich im Rahmen der Digitalisierung auch für mich andere Möglichkeiten auf. Ich kann theoretisch und praktisch Patienten weltweit beraten.

Aber ist stoße auch an Grenzen, zum Teil auch körperlicher Art. Ich bemerke gerade, dass meine Augen mit dem ständigen Blick auf den Bildschirm ein Problem haben. Mich würde nicht wundern, wenn ich demnächst eine neue Brille benötige oder ich muss mich jetzt schon mal nach speziellen Brillen für Computerarbeit umschauen. 

Dann aber das wirkliche Problem für mich: Ich beherrsche die Technik dieser Videosprechstunden. Aber damit ist es ja nicht getan.
In der Vorbereitung müssen Formulare hin- und hergemailt werden, die ich für die Abrechnung zwingend benötige. Das braucht Zeit.

Während der Beratung selbst merke ich, dass ich viel genauer hinschaue, wie mein Gegenüber auf Gesagtes reagiert, wie er antwortet, denn ich höre noch intensiver hin.
Ich sehe mein Gegenüber zum Teil höchstens bis zum Brustkorb. Der Rest der Körpersprache fehlt mir komplett.
Ich brauche zwischen Online- Beratungen bedeutend mehr Zeit um meine Konzentrationsfähigkeit wieder auf Anfang zu stellen. Direkte Dokumentation macht da nicht immer Sinn, denn ich muss wirklich für eine gewisse Zeit aus dem "Beratungsauftrag" raus. Luft holen, der Blick in die Ferne für die Augen und auch mal eine paar Schritte gehen.

Patienten, die mich bereits durch Präsenztermine kennen, die haben mir bereits gesagt, dass ich die Online-Beratung gut mache, dass sie ihre Fragen beantwortet bekommen, aber ihnen fehle ich komplett im ganzen Tun. Ist ja schon mal ein Kompliment, aber für mich nicht wirklich befriedigend,denn ich habe einen Anspruch an meine Arbeit. 

Es ist nun gerade wie es ist. Ich mache das Beste aus allem,frage auch nach jedem Beratungsgespräch ob es für den Patienten passend war. Ich hoffe, dass sie  so ehrlich sind und mir sagen, wenn es noch an irgendetwas fehlt. Das kann ich jederzeit nachliefern oder die Beratung dauert dann halt mal 5 Minuten länger.

Ich freue mich auf meine Klienten/Patienten, die ich gerade mal nicht in Präsenz beraten darf. Ich kann aber auch die Hintergründe der Krankenkasse  verstehen.
Was ich nicht verstehen kann ist, wenn Krankenkassen hingehen und die Bezuschussung reduzieren, wenn online beraten wurde.
Da möchte ich dann gerne den zuständigen Menschen einmal in meinen Arbeitsalltag einladen,damit gesehen wird, was ich da gerade alles tue.
In meiner Freiberuflichkeit darf ich weiter live beraten (das habe ich mit dem Gesundheitsamt abgeklärt), aber auch da richte ich mich nach den Wünschen meiner Klienten/Patienten.

Ich wünsche Euch allen einen schönen Sonntag.

P.S. Über Skype berate ich übrigens nur auf ausdrücklichen Wunsch des Klienten. Es ist so eine Sache mit dem Datenschutz. 😉

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