Mittwoch, 22. Juni 2022

"Ich bin noch zu jung um lebenslang Tabletten zu schlucken"

 Im Moment erlebe ich viele Patient*innen, die ihre Entscheidung wegen einer bariatrischen Operation kritisch hinterfragen.
Ich mische mich da in keine Entscheidung ein, denn es ist nicht mein Weg. Ich begleite sowohl bei einer bariatrischen Op als auch beim konservativen Abnehmen.

Vor mir saß eine sehr "gereizte" Frau, aber noch nicht alt genug für die Wechseljahre. Sie hatte gerade in ihrem Adipositaszentrum alle Termine gecancelt. 

Es gab drei Auslöser: zum Einen funktioniert es gerade mit dem Abnehmen auf konservative art, das bedeutet durch eine Ernährungsumstellung.

Dann hatte sie bei einer Bekannten gesehen, was die an Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) und Eiweißpräparaten einnehmen musste. Für sie hatte das nichts mehr mit Genuss und normalem Essen zu tun. Sie will die Pizza gemeinsam mit ihren Kindern oder die Stammtische mit ihren Mädels nicht einer Magenverkleinerung "unterordnen", wie sie sich ausdrückte.

Der letzte Auslöser war dann, dass sie eine Bekannte, die sie längere Zeit nicht gesehen hat, als sehr erschlankt wahrgenommen hat. Außerdem hatte sie Essen und Trinken getrennt, alles Dinge, die wir in der beratung besprochen hatten.

Sie hat diese Bekannte darauf angesprochen, ob sie sich den Magen hätte verkleinern lassen.
Die Antwort war dann sinngemäß: "Nicht freiwillig. Ich hatte einen bösartigen Tumor im Magen und deshalb musste mir ein Großteil des Magens entfernt werden."

Irgendetwas ist da in Bewegung gekommen. Sie sagre zu mir, dass es doch nicht sein kann, dass sie sich freiwillig ein gesundes Organ kaputt operieren lässt und andere möchten ihren Magen gerne behalten und werden von einer Krankheit zu Operation gezwungen. 

Diese Frau hinterfragt seitdem ihr komplettes Leben. Unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen im Job, da sucht sie Veränderung. Unzufrieden mit der Familiensituation, da sucht sie nach einer Lösung.

Ich hae ihr erzählt, dass es Möglichkeiten im Bereich des Coachings gibt sich über einige Dinge klar zu werden oder halt zu erfahren, wie sie ihr Ziel erreichen kann. Das gehen wir beim nächsten Termin an.

Eine Frau geht ihren Weg. 

Das wäre ein toller Titel für ein Buch. ;-)






Bild von Peggy und Marco Lachmann-Anke auf Pixabay

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