Sonntag, 5. Juni 2022

„Ich komme mit dieser Diagnose nicht klar!“

 Diesen Satz hat mir vor kurzem eine Patientin gesagt, die die Diagnose Zöliakie bekommen hat.

Sie ist Mitte 40, hat eine Hashimoto-Thyreoditis und leidet massiv unter Hitzewallungen.
Jetzt auch noch diese Diagnose dazu, die sie lebenslang begleiten wird und sie hat ja, statistisch gesehen, noch recht viel Leben vor sich.

Vor mir saß eine sehr verunsicherte Frau, die sich schon ein bisschen im Internet schlau gemacht hatte und ihre Ernährung auf eine glutenfreie Kost umgestellt hatte. Es fehlte aber noch an Feinheiten.

Da der Satz aus der Überschrift direkt zu Beginn der Beratung fiel habe ich ihn erst einmal aufgegriffen und gefragt warum ihr diese Diagnose solche Probleme macht.

Es war einfach gerade zu viel womit sie sich beschäftigen musste. Es fehlte an Energie durch die Hitzewallungen in der Nacht, also der Schlafmangel. Durch die Müdigkeit konnte sie sich nicht konzentrieren.

Also habe ich mit ihr die wichtigen Dinge step by step besprochen. Bei dieser Frau habe ich auch länger gebraucht. Ich konnte immer wieder erkennen, dass sie in den Beratungsgesprächen immer mal wieder die Hände vors Gesicht schlug. In dem Moment war es einfach zu viel. Wieder raus aus der Theorie hin zu ihr. Ihre Probleme benennen lassen, darauf eingehen.

Ich habe auch gefragt was ihr helfen könne die Diagnose anzunehmen. Diese Frage konnte sie nicht beantworten. Sie beschrieb eine Art Nebel im Kopf, der sie verunsicherte. Brain Fog ist ein Symptom der Wechseljahre.
Es war ein ganzes Stück Arbeit für beide Seiten, aber letztendlich hatte sie verinnerlicht, wie wichtig die Umstellung der Ernährung und ein paar Kleinigkeiten dazu für sie und ihre Gesundheit ist.

Das war letztendlich wichtig. Sie hatte erkannt, dass sie durch diese Ernährungsumstellung aktiv etwas für sich tun kann.

Noc etwas zum Schluss: Natürlich krabbelt in mir auch mnachmal der Gedanke hoch:
"Meine Güte, warum versteht dieser Mensch nicht warum es so wichtig ist bei der Diagnose XY etwas zu verändern?"

Es geht aber nicht um mich. Es geht um den Menschen der vor mir sitzt und gerade mal an dieser Diagnose zu knabbern hat. Geduldig sein und unterstützen und begleiten.


 

Bild von ElisaRiva auf Pixabay

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