Sonntag, 12. Mai 2019

Herzinfarkt am frühen Morgen


Und noch ne Erinnerung aus 40 Jahren.

Morgens um halb 7. 
Ich kam  ins Krankenhaus, gehe die Treppe hoch um mich umzuziehen.
Es kamen schon Mitarbeiterinnen nach oben und flüsterten:
 „Ich glaube, Herr XY hat einen Herzinfarkt.“
Das macht das Gefühl für den Tag auch nicht besser. Ich mit komischem Bauchgefühl in die Küche und ganz vorsichtig ins Büro unserer Alphatiere geschaut.

Da saß unser Küchenchef mit einer Gesichtsfarbe, die ich nur schwer beschreiben kann. Eine Mischung aus weiß und gelb.  Schweiß im Gesicht, der auf seine Arbeitskleidung tropfte.
Er hatte mich gesehen und sofort kam die Ansage. „ Wenn du es wagst in der Ambulanz anzurufen, dann wirst du das bereuen.“
Der Metzger saß bei ihm und hat wirklich mit Engelszungen auf ihn eingeredet.
„Wehe wenn es einer wagt…. Das geht bald wieder vorbei.“
Ich kann nicht erklären, warum wir damals nicht in der Lage waren uns so schnell wie möglich über diese Ansage hinwegzusetzen und Hilfe zu holen. 

Irgendwann war diese Art Starre dann vorbei und eine Kollegin hat in der Ambulanz angerufen und die Lage geschildert.
So schnell wie da Helfer kamen….
Liegend wurde der Küchenchef abtransportiert und kurz darauf haben wir dann die Meldung bekommen, dass er direkt zur Intensivstation gebracht wurde. Es war ein Herzinfarkt.
Das läutete aber dann auch quasi sein Ende als Küchenchef ein. 

Ich hatte bereits einmal kurz von dem Krankenhausneubau berichtet (da kommt wirklich noch etwas mehr) und da war dieser Mann nicht mehr gewünscht. Während seiner Krankheit, der anschließenden Reha lief alles über den Kollegen „Metzger“. Infos zum Neubau wurden nicht weitergeleitet, es war quasi alles unter Verschluss.
Irgendwann hat mich unser „Küchenchef“ mal privat besucht. Da hat er mir einige Dinge erzählt, die wir als Küchenteam nicht mitbekommen haben. Da ist so Einiges nicht kollegial gelaufen.

Was mir als Erinnerung von unserem Küchenchef  geblieben ist: ein Kochbuch von Henriette Davidis, erschienen 1924. 
Das hat er mir geschenkt und das halte ich in Ehren. Trotz der manchmal komischen Art des Alphatieres mochte ich ihn. Das ist mir spätestens dann bewusst geworden, als wir die Mitteilung bekamen, dass er einen weiteren Infarkt bekommen hat und verstorben war.
Jeder Mensch hat immer zwei Seiten.

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