Mittwoch, 1. Mai 2019

Mangel im Schlaraffenland


Bei Facebook, Twitter und auch im Fernsehen gerade ein großes Thema: Mangelernährung im Krankenhaus bzw. Mangelernährung im Allgemeinen.
Da wird eine Thematik nach vorne geschoben, aber sie kommt nicht da an, wo sie ankommen soll bzw. muss. 
Zuerst einmal bei den poltischen Entscheidern, hier spreche ich unseren Gesundheitsminister Jens Spahn  an, bei Krankenhausleitungen, Ärzten und letztendlich bei Angehörigen.
Ich habe, wie wahrscheinlich alle meine Leser  alte Menschen in der Familie, vielleicht auch Menschen mit Krebserkrankungen oder anderen Erkrankungen, die zehren. Auch an Medikamente denken, die den Appetit verderben.
Wie oft höre ich in (Beratungs-)Gesprächen, dass Ärzte Zusatznahrung verweigern, weil der Patient noch nicht "mager" genug sei. 
Mangelernährung hat nicht automatisch etwas mit ausgemergelter Figur zu  tun. Es gibt auch vermeintlich übergewichtige Menschen, die mangelernährt sind, denen es an Nährstoffen jeder Art fehlt.
Wenn dann auch noch der Satz fällt, dass der Patient es positiv sieht, weil er sich ja sowieso als zu dick empfindet, da platzt bei mir innerlich die Hutschnur. 
Aber woher soll er es auch anders wissen, wenn Ärzte nicht wissen, was Mangelernährung bedeutet?
Jedes verlorene Pfund ist weg. Und das wieder drauf zu kriegen ist oft sehr schwer.
Wer schaut bei alten Menschen, die im Krankenhaus liegen unter die Deckel der Teller, wie viel gegessen wurde? 
Mir ist bewusst, dass die Pflegekräfte am Limit arbeiten, ihnen die Zeit fehlt. 
Wofür gibt es sog. Ernährungsteams im Krankenhaus, die  schnell screenen können, wie es um den Ernährungszustand bestellt ist? Es gibt sehr gute Screeningbögen, die frei zugänglich sind und mit denen wirklich ein schneller Überblick zu bekommen ist.
In meiner Familie habe ich auch alte Menschen. Bei einem Krankenhausaufenthalt habe ich niemanden vom Ernährungsteam gesehen, auch wenn das Krankenhaus damit wirbt.

Machen wir uns doch bitte alle mal bewusst, dass wir alle alt werden. Wer möchte im Schlaraffenland in eine Mangelernährung rutschen oder daran versterben? Ich nicht!
Ich glaube, alle meine Leser auch nicht. Auch Ärzte nicht und unsere politisch Verantwortlichen wahrscheinlich auch nicht, oder Herr Spahn?
Ich könnte jetzt hier noch Links zu Studien einbauen. Das mache ich bewusst nicht. 
Ich möchte auf dieses Problem aufmerksam mache und hoffe, dass man sich Gedanken macht, auf seine Angehörigen schaut, natürlich auch auf sich selbst und aktiv wird. 
Und mal ganz ehrlich: Der Tipp einen Schuss Sahne ins Essen zu geben ist überholt und gleicht einen Eiweißmangel auch nicht aus.


Bild von TeroVesalainen auf Pixabay

Keine Kommentare: