Sonntag, 22. September 2019

In die Selbstständigkeit gestolpert…


…. und prompt auf die Nase gefallen    Eine Erfahrung aus 40 Jahren Berufsleben als Diätassistentin

Ich ziehe jetzt einfach mal diesen Post vor,  obwohl ich Euch gerade ja noch aus meiner Zeit im Krankenhaus berichte. 
Aber ich glaube, das ist ein Thema, was wichtig ist für all diejenigen, die über Selbstständigkeit nachdenken. 
Es wird gerade in diversen Facebookgruppen diskutiert und natürlich ist es auch ein Thema, was mir in den Workshops begegnet, die ich zusammen mit Birgit Blumenschein gebe.

Es war so Ende der 1990er Jahre, meine Tochter war im Kindergarten gut aufgehoben und mich hat es wirklich gejuckt, es hat mich gejuckt wieder zu arbeiten, aber ins Krankenhaus wollte ich nicht mehr zurück. Never! Ich wollte aber all das, was ich in 15 Jahren in meinem Beruf gelernt hatte nicht einfach so den Bach runter laufen lassen.

Wie der Zufall es wollte hat mich nach ewig langer Zeit eine Schulkollegin angerufen und mir erzählt, dass sie in der näheren Umgebung arbeitet, dass sie selbstständig ist und sie mich gerne mal einladen möchte.
Selbstständigkeit- ein Wort, das mich einfach getriggert hat. In dieser Zeit war es noch nicht wirklich üblich, dass man sich als Diätassistentin selbstständig macht, es war aber im Kommen und diese Schulkollegin , die konnte mir zeigen, wie es funktionieren könnte. 

Wir haben uns getroffen. Sie hat mir von ihrem Leben erzählt, von diversen privaten Stolpersteinen, aber das sie jetzt eine eigene Praxis hat, dass ihr Haus abbezahlt ist (und das war schon ein sehr schönes, großes Haus).Es lief bei ihr. Wie hat sie das geschafft? Sie hat damals mit einem Programm gearbeitet, was auf Formuladiäten beruht. Dazu gab es regelmäßige BIA-Messungen und die Menschen haben ihr die Bude eingerannt.
Sie wollte aber weg vom Hersteller dieser Pulver, hätte schon Kontakt zu einem andern Hersteller, der diese Pulver in besserer Qualität herstellen würde. Ich will nicht weiter ins Detail gehen, aber ich war auf beiden Ohren taub, auf beiden Augen blind. Sie wollte mir die Unterstützung geben, die ich brauche. Ich habe es gewagt, ich bin quasi ihren Weg gegangen, wollte im Grunde meines Herzens aber etwas anderes. Ich wollte "nur" Ernährungsberatung und Diättherapie anbieten.

Damals war in meiner Umgebung noch kein Arzt davon überzeugt, dass mit einer Ernährungsumstellung etwas erreichen kann, eine Notwendigkeitsbescheinigung, die kannte ich nicht.  Ich bin wirklich in die Selbstständigkeit gestolpert ich bin nicht bewusst da rein gegangen. Ich hatte die falschen Berater bzw. die falsche Beraterin, wusste nicht viel über das Leben als Selbstständige, war im Grunde noch kein Unternehmertyp. Es gab keine Literatur, es gab keine Workshops. Das konnte nicht klappen.
Irgendwann habe ich das Angebot bekommen in einer Privatklinik die Ernährungsberatung zu übernehmen. Das habe ich auch eine Zeit lang mit viel Spaß gemacht, aber die Klinik ist pleite gegangen.
Ich  bin nicht mit eiem finanziellen Verlust aus dieser Sache gegangen.  Erfahrungen durfte ich sammeln- Lebenserfahrung.
Dann habe ich mir wirklich eine Auszeit genommen. Gejuckt und gekribbelt hat es immer noch.
Aber 2006 bin ich dann wieder angefangen, ich habe mich in die Thematik eingelesen, habe mich einem Gründer-Stammtisch angeschlossen, wobei es für meine Berufsgruppe immer noch nicht viele Informationen gab.
Aber ich arbeite jetzt so, wie ich  es mir immer erträumt habe und ich bin glücklich damit. Ich möchte es nicht anders haben. Ich kenne viele, liebe , nette Kolleginnen und Kollegen, es gibt Kooperationen und es macht so viel SPASS.
Was ist aus meiner Kollegin geworden? Der Kontakt war irgendwann weg, aber ich habe gehört, dass sie Privatinsolvenz anmelden musste.
Ihr merkt also, es läuft nicht immer glatt, aber Ihr müsst meine Fehler nicht auch machen. Gönnt Euch eine Fortbildung, einen Workshop, gute Literatur zum Thema. Das gibt es mittlerweile von diversen Anbietern.
Ich wünsche Euch jetzt schon viel Erfolg bei Eurem Tun und achtet darauf, dass Ihr gute Menschen an Eurer Seite habt und vergleicht Euch nicht, wenn es um Erfolg geht,  sofort mit anderen.


Bild von Ulrike Leone auf Pixabay

1 Kommentar:

Birgit hat gesagt…

Danke für diesen Blog. Gut, daß sich das Image der Ernährungsberatung grundlegend gebessert hat.