Sonntag, 14. Februar 2021

Dominante Männer


Seitdem ich mich mit dem Thema Frauengesundheit beschäftige, seitdem ich die Weiterbildung zur Wechseljahreberaterin gemacht habe schaue ich mir meine Patientinnen anders an und höre noch intensiver zu. Eigentlich sollte man dies  immer tun, aber es handelt sich um eine  andere Intensität, die ich nicht wirklich beschreiben kann.
Ja, das Verhältnis von Männern und Frauen- das sollte im 21. Jahrhundert doch auf Gleichberechtigung ausgelegt, auf Wertschätzung meines Partners/ meiner Partnerin, auch wenn es um die Gesundheit geht.


Ich habe vor kurzem eine Onlineberatung gehabt, die mir gezeigt hat, dass auch noch relativ junge Männer irgendwie im letzten Jahrhundert steckengeblieben sind.
Beratungsauftrag: Diabetes mell. Typ2, Übergewicht, Leberwerte erhöht, eine beginnende Hypertonie. Meine Patientin war Mitte 30. Eine familiäre Vorbelastung bezüglich Diabetes liegt vor.
Als ich in die Beratung gegangen bin saß nicht nur die Patientin vor der Kamera sondern auch ihr Mann gefühlt gleichen Alters. Das ist für mich kein Problem. Ich finde es gut, wenn der Partner*In Bescheid weiß warum welche Maßnahme beim Essen und Trinken wichtig ist.
Ich habe mit meiner Anamnese begonnen, das was wohl alle Kolleg*Innen so tun um sich ein Bild zu machen. Aber schon bei dieser Sache kamen immer wieder so kleine, provokante fragen wie z.B. warum ich das alles wissen muss, ob das für die Beratung seiner Frau überhaupt wichtig wäre … Meine Hutschnur vibrierte bereits heftig, aber ich bin ruhig geblieben ,da ich auch gemerkt habe, dass meine Patientin gefühlt immer mehr in sich zusammensackte. Ihr war das Verhalten ihres Ehemannes sehr peinlich.
Nach der Anamnese haben wir dann über sinnvolle Umstellungen beim Essen und Trinken gesprochen. Da wurde es sehr unangenehm.
Es fielen Sätze wie: „Den Sch… esse ich aber nicht mit.“ „Abnehmen, warum? Bleib mal wie du bist. Ist okay für mich.“ (bei jedem anderen Mann hätte ich das als Zuspruch empfunden, bei ihm nicht)
Das Ende war, dass diese Frau nichts mehr gesagt hat, sie fiel in sich zusammen. 

Sie hat von mir alles mitbekommen was sie braucht um ihre Erkrankungen in den Griff zu bekommen. Das war mir ein Anliegen.
Einen Tag später kam dann eine Mail dieser Patientin in der sie mich bat die Rechnung zu stellen. Weitere Beratungstermine braucht sie nicht.
Was ich mit diesem Beitrag aber auch verdeutlichen möchte ist, dass Frauen das Recht auf Gesundheit haben, dass Frauen gleichberechtigt behandelt werden müssen, auch in einer Partnerschaft oder speziell dort. Diese Frau war berufstätig, hat ihren Mann bekocht und zwar nach seinen Wünschen. Diese „Wünsche“ tun ihr aber nicht gut.
Ich habe nicht das Recht zu urteilen, ich habe auch nicht das Recht einen Rat zu erteilen.
Moderne Männer sehen anders aus. Diese altbackenen Kerle bekommen von mir keinen Respekt.




Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Keine Kommentare: