Mittwoch, 12. Mai 2021

Schubladen-Denken

 
In der vergangenen Woche habe ich Euch hier  von meiner fast 90jährigen Patientin erzählt.
Was denkt Ihr Euch, wenn Ihr das Alter lest? Mal ganz ehrlich?
Eine alte Frau, die sich mühsam mit dem Rollator durch die Wohnung bewegt, die jede Menge Medikamente nimmt und die von ihrer Familie mit Essen versorgt wird? Sie isst gerne Weißbrot mit Marmelade?
Natürlich habe ich mir auch Gedanken darüber gemacht, weil ich selbst eine Frau im gleichen Alter in der Familie habe.

Aber Alter ist nur eine Zahl!

Vor mir saß eine total fitte Frau, die jeden Tag ihren Haushalt selbst geschmissen hat. Gut, wenn es mal zu viel war, dann hat sie eine Pause gemacht oder ihre Familie um Hilfe gebeten.
Mit einem Augenzwinkern hat sie mir gesagt:“ Ich war viele Jahre für meine Kinder da jetzt können sie mir helfen.“
Sie hat auch jeden Tag für sich gekocht. Nur am Sonntag hat sie sich durch ihre Tochter bekochen lassen.
In dieser Familie war es so geregelt, dass meine Patientin ihrer Tochter gesagt hat, was sie ihr aus den Geschäften mitbringen sollte und dann wurde auch gerne mal vorgekocht.
Sinngemäßes Zitat. „So ein Sauerbraten lohnt sich nicht für einen Tag. Den friere ich mir portionsweise ein.“
Morgens aß sie übrigens Müsli mit Granatapfelkernen. Ihre Tochter , die beim Gespräch dabei war, hat nur gesagt:
"Wenn es um gesunde Ernährung geht, dann können wir uns von unserer Mutter eine dicke Scheibe abschneiden."
Ich habe mich vor einiger Zeit über das Thema „alt“ mit einer Kollegin ausgetauscht.
Für mich als Kind waren Menschen über 60 alt. Jetzt, wo ich selbst in diesem Alter bin weise ich das strikt von mir. Ich fühle mich nicht alt.
Sollte ich einmal in ein Altenheim müssen, dann brauche ich eine Einrichtung mit WLAN. Ich möchte auch mal eine frische Pizza essen und gegen eine Portion Pommes mit Currywurst wäre auch nichts einzuwenden. Zum Frühstück gerne Porridge/Müsli mit Obst.

Alter ist eben nur eine Zahl!




Bild von Steve Buissinne auf Pixabay

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