Mittwoch, 23. Mai 2012

Klienten abgeben

Zuerst einmal: Wenn ich aus meiner Praxis berichte: Das Wort "Klient" ist immer neutral zu sehen. Es ist in diesen Fällen egal, ob es sich um Mann oder Frau handelt.Es geht ganz allein ums Thema.
Klient, tätig in der Führungsetage eines Unternehmens, viel unterwegs, will dringend abnehmen, da der Bauch stört. Außerdem ist bekannt, dass Übergewicht nicht unbedingt gesundheitsfördernd ist.
Im Erstgespräch: ausführliche Ernährungs- und Sozialanamnese. Es wurde auch thematisiert, wann,was gegessen wird. Schon allein bei diesem Gespräch, so bekam ich die Rückmeldung, fing es im Kopf an zu arbeiten.
Keine Zeit zu essen, Essen, wenn es die Mittagspause vorschreibt, Geschäftsessen....
Hausaufgabe: 7 Tage Ernährungsprotokoll inkl. Befindlichkeit
Schon bei der Analyse konnte ich feststellen, dass sehr viel Ernährungswissen vorhanden war. Die Analyse ergab:
Alles im grünen Bereich.
Ich bin jetzt aber ein Fan von Prof. Peters und seiner Selfish-Brain-Theorie, nachzulesen im Buch:
Das egoistische Gehirn.
Gerade habe ich in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Welt der Wunder" einen sehr gut geschriebenen Artikel dazu gefunden.
Vor einigen Tagen fand die Folgeberatung statt. Wir haben alles noch einmal intensiv durchgesprochen und ich habe ihm einige Lösungsansätze erklärt.
Fakt war aber letztendlich, dass ich für diesen Klienten im Moment der falsche Ansprechpartner bin.
Ich habe ihm jetzt erst geraten Entspannung bei jemandem zu lernen, der dies professionell anbietet.
Was soll ich einen Klienten über 5 Termine begleiten mit dem Wissen im Hintergrund: Er steht unter Stress, Stress erhöht den Kortisolspiegel....
Mir ist es wichtig, dass ich mir nachher im Spiegel noch ins Gesicht schauen kann. Wenn ich gerade nicht weiterhelfen kann, dann gebe ich ab und zwar frühzeitig.




Bildquelle: Gisela Peter  / pixelio.de




4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Super! Dieser Post spricht mir aus der Seele.
Ich bin erst seit gut einem Jahr in einer Klinik als Ökotrophologin tätig, habe also noch keine langjährigen Erfahrungen. Ich habe mich immer wieder dabei erwischt wie ich mich bei den Patienten entschuldige und ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich ihnen nach einer ausführlichen Anamnese sagen muss, dass Ernährung nicht die Ursache für ihr Problem ist, sondern andere Faktoren eine große Rolle spielen und sie deshalb auf Bewegung und Entspannung oder auch gesunden Schlaf hinweise. Wenn ich ihnen erkläre, dass es keinen Sinn macht an der Ernährung rumzupfeilen, weil diese schon gut aussieht, fühle ich mich manchmal so,alsob ich meinen Job nicht richtig machen würde. Ich zwinge mich dann dazu, diese Gedanken abzuschütteln, und zu denken: wenn´s doch aber so richtig für den Patienten ist...
Schön zu lesen, dass ich damit nicht allein bin, Danke dafür.

Ich bin übrigens auch ein riesen Fan der Selfish-Brain-Theorie. Als ich den Artikel neulich in der "Ernährung im Fokus" meinem Chef(Ärtzlicher Direktor/Ernährungsmediziner) zu lesen gegeben habe, war er auch sehr begeistert von diesem Ansatz.
Ich warte gerade noch, dass das Buch in den nächsten Tagen als Taschenbuch erscheint, und werd mich dann darin noch mal vertiefen.

Noch eines muss ich an dieser Stelle loswerden: super Blog! Leider! :-)
Ich bin auf dieses Blog gestoßen bei der Recherche für meinen eigenen Blog, der im Prinzip genau so aussehen sollte wie dieser hier! Genau soetwas hatte ich mir vorgestellt und freue mich einerseits es zu lesen und andererseits, wollte ICH doch so etwas starten, sogar so ziemlich aus den gleichen Gründen.

Also bitte weiter so! Ich schaue fast täglich rein und freue mich über neue Posts. Und nicht wundern wenn irgendwann so was ähnliches entstehen sollte.
(So erster Grundstein fürs Networking ist hiermit getan)
Liebste Grüße
Magdalena

S.Hagedorn hat gesagt…

Hallo Magdalena,
Danke für deinen Beitrag. Es freut mich, dass ich mit meiner Idee Gefallen gefunden habe.
Wenn du Lust hast( ich hoffe, das Du ist okay?) dann schreibe doch ab und zu einen Gastbeitrag hier, bevor du mit deinem eigenen Blog startest. Du arbeitest in einer Klinik, da gibt es wieder andere Dinge zu berichten.Würde mich freuen.

Magdalena hat gesagt…

Super! Das mache ich sehr, sehr gerne, hatte tatsächlich auch schon daran gedacht. Gleich mein erster Patient heute morgen bietet genügend Gesprächsstoff für einen Beitrag.
Natürlich ist das Du ok!

Ich werd mal was schreiben und es dir dann zuschicken zum durchlesen, oder? Finde ich irgendwo deine Mailadresse oder wie machen wirs?

S.Hagedorn hat gesagt…

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